Die Laufbahn auch der grössten Künstler bewegt sich in einer
Wellenlinie. Bald wogt und stürmt es mächtiger in seiner Phantasie,
die Gedanken schiessen blitzesschnell zu, das Auge blickt schärfer,
die Hand folgt wunderbar leicht seinen Absichten. Kraft und Frucht-
barkeit des Künstlers haben einen Höhepunkt erklommen; er atmet
frei und geniesst eine weite Aussicht. Bald fliessen die Gedanken
langsamer, es scheint, als ob ihm eine Zeitlang die Arbeit schwerer,
der Blick minder klar würde, Einen solchen Höhepunkt des Schaf-
fens bedeutet für Dürer das Jahr 1504.
Zehn Jahre sass er bereits in seiner Vaterstadt. Da glaubte
er die Zeit gekommen, sich Rechenschaft von seinem Thun und
Treiben bisher zu geben, gleichsam eine künstlerische Beichte ab-
zulegen, was er geleistet, und welchen Weg dem fernen Ziel ent-
yegen er bereits zurückgelegt hat. Aber auch die weitere Weg-
strecke, welche noch durchschritten werden muss, liegt klarer als
früher vor seinen Augen. So gestaltet sich der Höhepunkt der
Entwickelung zu einem Knotenpunkte. Vergangenheit und Zukunft
‚eichen sich die Hände, Abschluss einer älteren Richtung und An-
oahnung einer neuen, wenigstens die kräftigere Ausbildung der schon
zorhandenen Keime der letzteren lieven nahe beieinander.
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DR ET UES
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