Volltext: Albrecht Dürer

in diesem Erstlingsversuche die Gabe scharfer ‚Beobachtung. Das 
Charakteristische des Dürerkopfes tritt deutlich zu Tage, die feineren 
Porträtzüge, Mund, Wangenlinien werden schon genau festgehalten 
Ebensowenig vergisst er an dem losen, weitärmeligen Rocke die 
einzelnen Falten sorgfältig und treu wiederzugeben. Ein Selbst- 
porträt ist seine früheste bekannte Zeichnung. Einige Jahre später 
hat er sich noch einmal mit der Feder auf einem vom Münchener 
Kabinett jüngst erworbenen Blatte verewigt. Fröhlich traben zwei 
junge Gesellen auf plumpen Rossen über das Feld. Der eine, ein 
Krauskopf, erhebt den mit einer kurzen Peitsche bewaffneten Arm, 
als wollte er das nahe Reiseziel begrüssen. Der andere im kurzen 
Lendner hat mit seinem Pferde, welches den Kopf zwischen die 
Beine stecken will, zu thun. Langes Haar fällt 
zu beiden Seiten des Kopfes herab, eine weiche 
Mütze deckt den letzteren. So flüchtig die 
Zeichnung auch ist, so klingen doch die Züge 
unseres Dürers deutlich an. Man erinnert sich 
der „alten Kappe,‘ welche er nach den Imhof- 
schen Inventarien 1492 trug und meint, einc 
auf der Wanderschaft rasch hingeworfene Skizze 
in den Händen zu halten. Nicht genug davon, 
Er hat sein Selbstbildnis auch in dem ältesten 
bisher nachgewiesenen Kupferstich, in ein 
Studienblatt mit der Doppeldarstellung Adams 
und Evas, gleichsam ecingeschmuggelt, Adam 
die eignen Züge gelichen. Mit dem Stifte, der Feder, dem Stichel 
und dem Pinsel hat er sich in seiner Jugend verewigt. 
Als er noch auf der Wanderschaft sich befand (1493), malte 
er auf einem Pergamentblatte mit dünner, fast schattenloser Farbe 
sein Brustbild. (Bis jetzt in der Sammlung Felix in Leipzig.) Er 
ist nach der neuesten Mode gekleidet. Ein rotes Mützchen sitzt 
keck auf dem Kopfe; das Haar, nicht von Natur gelockt, hängt in 
langen Strähnen bis zur Schulter herab. Das fein gefältete, ver- 
schnürte, weitausgeschnittene Hemd lässt Hals und einen Teil der 
Brust frei, das Wams besteht eigentlich nur aus Schulterstücken 
und geschlitzten Ärmeln, In der Rechten hält er eine Blume, die 
sogenannte Männertreue, Die malerische Ausführung ist wohl SOrg- 
sam, die Zeichnung, namentlich der Hände, ungleich sichrer und 
gewisser. Fünf Jahre später konterfeite er sich noch einmal nach 
dem Spiegel (Madrider Museum). Die Haltung und die Tracht sind
	        
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