Volltext: Albrecht Dürer

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der Arbeit in der Phantasie des Künstlers auftauchen, ein. Er be- 
schränkte sie auf die Wiedergabe des Notwendigen und Unerläss- 
lichen, er wusste, dass sie nicht für fremde Augen bestimmt sind, 
sondern den Künstler anleiten und weiterführen sollen. Ihr Reiz 
für den Beschauer beruht darin, dass wir die neuen Gedanken 
und Empfindungen, die Änderungen, die Dürer daraufhin mit der 
Komposition vornimmt, an ihrer Hand verfolgen können. So er- 
weitert sich z. B. vor unseren Augen die Darstellung der Geburt 
Marias wirksam nach der malerischen Seite. Nach dieser Richtung 
hat Dürer natürlich sich stetig entwickelt, an Klarheit zugenommen. 
Eine neue Aufgabe wird seiner Zeichenweise von 1504 an 
gestellt, als die richtigen Masse und Verhältnisse, die Proportionen 
seine Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, der nackte Körper 
der Hauptgegenstand seiner Beobachtungen wird. Der zweite Auf- 
enthalt in Venedig bewirkte keine wesentliche Änderung in der 
Technik. Als er dagegen nach seiner Rückkehr 1507 an die 
Schöpfung der grossen Gemälde ging, erkennen wir gegen früher 
ein geändertes Vorgehen. Auf die ganz flüchtigen, meist verloren 
gegangenen Skizzen lässt er sofort die genauen, in mehreren 
Tönen ausgeführten Naturstudien folgen, so dass die Mittelstufe 
der Entwürfe verschwindet. Dadurch bereitet er in feiner Malerei 
eine vollständige Umwälzung vor. Man darf wohl sagen, dass er 
durch diese Zeichenweise den bisherigen Kunstsitten ein beinahe 
schroffes Ende bereitete. Jedenfalls ist seine innere Entwickelung 
zum Schlusse gekommen.
	        
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