Full text: Albrecht Dürer

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fromm machen. Die vorigen Buben haben uns mit Gleissnerei und 
List betrogen, derweilen die jetzigen öffentlich ein schändlich und 
sträflich Iieben führen und dabei die Leute mit sechenden Augen 
blind werden und sagen, man soll sic nicht nach ihren Werken 
(sondern nach ihrem Glauben) beurteilen. Ihre Werke geben aber 
zu erkennen, dass da weder Glauben noch Treue ist, keine Gottes- 
furcht, keine Liebe des Nächsten, Hinwerfung aller Ehrbarkeit und 
guter Sitten, Kunst und Lernung. Der gemeine Mann wird durch 
ein solches Evangelium unterrichtet, dass er nicht anderes gedenket, 
denn wie eine gemeine Teilung geschehen möchte und wahrlich, 
wo die grosse Vorsicht und Strafe nicht wäre, es würde sich gar 
bald eine allgemeine Beute (Plünderung) erheben, wie an vielen 
Orten schon geschehen ist. Dieses alles aber schreibe ich nicht 
darum, dass ich des Papstes, seiner Pfaffen und Mönche Wesen 
loben könnte oder wollte, denn ich weiss, dass es in vielen Wegen 
sträflich ist und wohl einer Besserung bedarf. Es ist aber leider 
vor Augen, dass das andere Wesen auch in keinem Wege (zu 
loben) sei, wie das Luther selbst sagt und bekennt, auch viele 
fromme gelechrte Leute, so dem wahren Evangelium anhängen, 
mit Schmerzen ihres Herzens vor Augen sehen und bekennen, 
dass dieses Wesen keinen Bestand haben könne. Die Papisten 
sind doch zum mindesten unter ihnen selbst eins; dagegen sind 
die, so sich evangelisch nennen, mit dem Höchsten untereinander 
uneins und in Sekten geteilt. Die müssen ihren Lauf haben, wie 
die schwärmenden Bauern, bis sie zuletzt gar verruten‘“. Die in 
diesen Sätzen ausgesprochene Sinnesweise wird häufig auch auf 
Dürer übertragen, da Pirkheimer gleichsam auch in dessen Namen 
spricht, am Anfange seiner Seufzer und Klagen Dürer ausdrücklich 
als Genossen anführte. „Ich bekenne, dass ich anfänglich auch 
ut lutherisch gewesen bin, wie auch unser Albrecht seliger.‘ 
Wie Pirkheimer schreibt, so dachte er damals auch gewiss. 
War er aber in der Stimmung, die Dinge ruhig und unbefangen 
zu betrachten? Derselbe Brief, welchem die so harten Urteile über 
den weiteren Fortgang des Reformationswerkes entlehnt sind, ent- 
hält auch die berüchtigte Schilderung der Frau Agnes als leib- 
haftiger Xantippe, als ein habsüchtiges, gewöhnliches Weib, welche 
durch ihr stetes Keifen und Zanken Dürer vorzeitig in das Grab ge- 
bracht hätte. Dass Pirkheimer sich hier der gröbsten Übertreibung, 
sogar einer schnöden Verleumdung schuldig gemacht, darüber 
herrscht nur eine Meinung, ebenso wird allgvemein anerkannt. dass nur
	        
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