Full text: Festschrift zur Erinnerung an die Einweihung der Christus-Kirche in Steinbühl-Nürnberg am Sonntag den 23. September 1894

in die Güte des Herrn erinnert, welche seine Leser geschmeckt haben. 
Dem Worte Gottes verdanken sie ihre Wiedergeburt, die Milch dieses 
Wortes, die vernünftige, lautere Milch bewirkte ihr Wachsstum dem 
heile entgegen. Als die von neuent Geborenen, als die aus lebendigem 
SZamen Erzeugten sollen nun auch sie im Anschlusse an Jesum 
Christum, den lebendigen, von den Menschen verworfenen, aber von 
Gott wert gehaltenen Eckstein sich bauen zu einem geistlichen Hause 
als die lebendigen Steine, zu einem geistlichen Hause und zu einem 
heiligen Priesteruum. Auch Ihr, so meint es der Apostel, seid be— 
rufen, Gottes Behausung zu werden und Gottes Priester. Aber Euer 
Priestertum ist nicht, wie das alttestamentliche ein gesetzliches, es ist 
ein geistliches, ein durchgeistigtes, ein vom Geiste Gottes geheiligtes. 
Die Opfer, die Ihr bringet, bestehen nicht aus Erdenstoffen, sondern 
iind geistlicher Urt und darum Gott angenehm durch Jesum Christum. 
Bauen und Opfern — das ist der Dienst, den St. Petrus 
den Christen, an die er schreibt, zur Pflicht macht. Es gilt für sie 
ein geistlicher Bau zu werden, ein heiliger Cempel. An den lebendigen 
Eckstein Jesus Christus sich auschließend, von diesem lebendigen 
Eckstein umschlossen als lebendige Steine einheitlich sich zusammen— 
fügend, einheitlich ineinandergefügt, gilt es heranzuwachsen zu einem 
heiligen Tempel in dem Herrn. Christen befinden sich nicht blos im 
Haufe ihres Gottes, Christen sind selbst das Haus Gottes, sie 
sind eine Behausung Gottes im Geiste; als lebendige Steine erbauen 
sie sich auf den Grund der Apostel und Propheten (Eph. 2, 20). 
Der Grund der Apostel und Propheten ist das von ihnen verkündigte 
Evangelium. Ohne dasselbe keine neue Geburt, kein Wachstum des 
inwendigen Menschen, keine Erbauung, kein Zusammenschluß, keine 
Gemeinschaft des Heiligen, kein heiliges Christentum, keine Behausung 
Gottes im Geiste. 
Bauen und opfern — das ist der Dienst, den der Herr von 
den Seinen fordert. Zu diesem Dienste ruft er in dieser Weihestunde 
auch Euch auf, meine Teuren. Ihr habt Eurem herrn ein steinernes 
Hhaus gebhaut: das war gut und löblich, das danken wir Euch, das 
danken Euch auch die späteren Geschlechter und nennen mit Verehrung 
die Namen derer, die dies unternommen haben. Aber nun feiert 
nicht und rastet nicht, sondern nun setzt das Bauen und Opfern fort, 
nun baut in diesem Gotteshause, in Eurer Christuskirche, auch 
Ihr euch selbst und jeder den andern als lebendige Steine zu einem 
heiligen Tenmpel in dem Herrn, zu einer Behausung Gottes im Geiste. 
Dies ist ein um vieles mühsameres Werk als das heute vollendete. 
Die Selbsterbauung, die Erbauung anderer, ach wie viel Arbeit kostet 
sie, und nicht blos Arbeit, nein auch Entsagung und Schmerzen. 
„Denn der Natur geht es gar sauer ein, sich immmerdar in 
Christi Cod zu geben,“ (Gesangbuchlied Nr. 392, V. 1). Wer aber 
diese Arbeit und diese Schmerzen nicht scheut, sondern wer beim Worte der 
Apostel und Propheten bleibt, durch dasselbe sich erneuern und erziehen, 
bessern und heiligen läßt, der wird aus einem Sünder ein Kind Gottes, aus 
zinem Jünger und Schuüler seines Heilands ein Freund desselben, aus einem
	        
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