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was mit einer Vergröfserung des osmotischen Druckes gleichbedeutend ist,
Da jedoch letzterer nur für höchst verdünnte Lösungen in Frage kommen
kann, wird die Verdrängung von Lösungsmittelteilchen durch Salzteilchen,
beim Lösungsvorgang, einen irgendwie nennenswerten Einflufs nicht aus-
üben können.
Betrachtet man den osmotischen Druck unter den oben entwickelten
Gesichtspunkten, so ergiebt sich auch die Erklärung des Parallellismus von
osmotischem Druck mit Siedepunktserhöhung und Gefrierpunktserniedrigung
von Lösungen höchst einfach.
1. Siedepunkterhöhung.
Aus einer wässerigen Salzlösung verdampft beim Sieden nur Wasser,
während die zurückbleibende Lösung an Konzentration zunimmt. Der aus
ainer Lösung ‚entwickelte Dampf hat bei Normaldruck stets die gleiche
Temperatur von 100 °C. und stimmt sohin mit dem aus reinem Wasser
entstehenden Dampf überein. Der höhere Siedepunkt der Lösung hat dem-
nach auf die Temperatur ihres Dampfes keinerlei Einflufs. Da aufserdem
der Atmosphärendruck für eine .Lösung ebenso grofs ist, wie für reines
Wasser, so kann die Dampfentwickelung, da wie dort, unter ganz gleichen
Verhältnissen vor sich gehen. Die Temperatur, d. h. die Energie pro
Volumeneinheit des Dampfes weist aber ebenfalls für beide Fälle gleiche
Höhe auf, womit gesagt ist, dafs auch die Anzahl der Teilchen pro Volumen-
einheit in beiden Dämpfen übereinstimmen mufs. Hieraus läfst sich unmittel-
bar eine Gleichheit der Energie der Einzelteilchen beider Dämpfe folgern
und damit diese erzielt werden kann, müssen die Teilchen aus reinem Wasser
mit der gleichen Energie entweichen, wie aus irgend einer Lösung, ein Fall,
der nur denkbar ist, wenn Lösung und reines Lösungsmittel beim Siede-
punkt gleichen Binnendruck besitzen. Da aber bei gleicher Temperatur
die Lösung einen höheren Binnendruck aufweist, als das Wasser, so mufs
zur Erzielung des Ausgleiches der Siedepunkt der Lösung entsprechend
steigen. Daher kann auch die Siedepunktserhöhung als Mafs für Binnendruck,
wie osmotischen Druck dienen, und aus demselben Grunde müssen auch
Siedepunktserhöhung und osmotischer Druck für äquimolekulare Lösungen
einander gleich sein.
2, Gefrierpunktserniedrigung.
Ein dem Siedevorgang entsprechender Prozefs ist das Gefrieren von
Lösungen; denn auch hier scheidet sich aus einer Lösung das reine Lösungs-
mittel aus und bewirkt dadurch die Konzentration derselben. Da nun die
Lösung gegenüber Wasser noch einen dem höheren Binnendruck ent-
sprechenden Energieüberschufs enthält, so mufs letzterer, um die Bildung
von reinem gefrorenem Wasser zu ermöglichen, durch Unterkühlung weg-
genommen werden. Nachdem aber gleich molekulare, Lösungen gleichen
Binnendruck besitzen, müssen auch hier wieder Gefrierpunktserniedrigung