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zuführen, so wurden mit einem Male alle derartigen Erklärungen durch die
Resultate Van’t Hoff’s über die Gasähnlichkeit der Lösungen unwahr-
scheinlich.
Gerade diese Forschungen zwangen zum Verlassen der statischen Er-
klärungsmethoden und zur Vertauschung derselben mit dynamischen An-
schauungen.
Als eines der wichtigsten Resultate Van’t Hoff’s über osmotischen
Druck ergab sich folgender Satz*):
»Die Moleküle einer gelösten Substanz üben bei osmotischen Vor-
gängen gegen eine semipermeable Membran denselben Druck aus, mit
welchem sie in Gasform drücken würden.«
Als weiteres wichtiges Resultat fand dann derselbe Forscher, dafs der
osmotische Druck bei Temperatursteigerung des ganzen osmierenden Systems
um *!e78 pro 1% Temperaturzunahme wächst, sich demnach wie ein Gas
verhält.
Diese Sätze sind nun ziemlich einfach zu erklären, wenn man die in
Kapitel III entwickelten Ansichten über Temperatur in Betracht zieht.
Der Begriff Temperatur verlangt, dafs gleich temperierte Körper, pro
Flächeneinheit, gleiche Energiesumme ihrer Teilchen besitzen. Dieser Satz
gilt aber auch für Lösungen, nur kommen dabei stets zwei verschiedene
Körper in Frage:
1) Das Lösungsmittel.
2) Der gelöste Körper.
Es ist nun, ohne weiteren Beweis, klar, dafs alle Teilchen einer
Lösung gleiche Temperatur besitzen oder mit anderen Worten: Die Energie-
summe der Lösungsmittelteilchen, die zusammen eine Flächeneinheit be-
decken, ist ebenso grofs, als diejenige der entsprechenden Anzahl Teilchen
des gelösten Körpers. Ebenso wie für die Teilchen einer Flüssigkeit, gilt
aber auch für ein Gas der Satz, dafs der Energieinhalt der gleichzeitig auf
die Flächeneinheit treffenden Gasteilchen, bei gleicher Temperatur, gleich
grofs sein mufs mit dem einer Flüssigkeit, und speziell bei einer Lösung,
mit dem der entsprechenden Teilchen der verschiedenen Bestandteile.
Ein Gas kann nun ausgedehnt und zusammengedrückt werden, ohne
dafs sich, wenn man dabei nur die Temperatur konstant erhält, der
Energieinhalt der Teilchen pro Flächeneinheit ändert; wohl aber wird der
Druck des Gases zu- oder abnehmen, denn dieser ist nicht nur abhängig
vom Energieinhalt der Teilchen pro Flächeneinheit, sondern auch vom
Raum, den das Gas einnimmt.
Nach dieser Klärung der Verhältnisse über Temperatur und Energie-
inhalt von Gas und Lösung lassen sich die Gründe für die gleiche Gröfse
von osmotischem und Gasdruck wie folgt zusammenfassen:
*“ Formulierung von Lüpke. Ch. Ctr.-Bt. 1895. I. 993.