Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

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Schulwesen, Kunst und Wissenschaft 
2. Rumisi. 
Städtische Galerie. Die Städtische Galerie hat sich in der Berichtszeit in erfreulicher Weise 
weiter entwickelt. Da die durch die Hinausverlegung der Wirtschaftlichen Vereinigung Nürnberger 
Künstler freigewordenen Säle im Obergeschoß noch hinzugenommen werden konnten, war eine fach— 
männisch klarere Neuaufstellung der ganzen Galerie möglich. Zuvor aber wurden in derselben bau— 
liche Instandsetzungen, und vor allen Dingen wesentliche Vereinfachungen der einzelnen Räume 
vorgenommen. Das neue Ausstellungsprinzip, welches beobachtet wurde und anderwärts in dieser 
Art noch nicht zur Durchführung gebracht wurde, besteht darin, daß für sämtliche Räume ein schlichter 
weißer Grundton gewählt wurde. Hierdurch konnte erreicht werden, daß die einzelnen Kunstwerke 
je für sich zur Geltung kommen, ohne daß der Blick des Betrachters durch irgendwelche Nebendinge 
gestört wird. Die Belichtungsverhältnisse wurden durch Stadtbaurat Walter Brugmann in einer 
Weise verbessert und für eine überall gleichmäßige Lichtzufuhr derart Sorge getragen, daß die Galerie 
heute, sowohl was ihre Ausstattung, wie ihren Inhalt betrifft, in gewissem Sinne als moderne 
Städtische Galerie als vorbildlich betrachtet werden darf. Durch Beigabe schlichter weißer Fenster— 
vorhänge, durch Unterspannung der großen Oberlichte mit weich weißfarbenem, durchlässigem Nessel 
wurde die Ruhe erzielt, welche notwendig ist, um Kunstwerke mit vollem Genuß betrachten zu 
öznnen. Der Ausbau der Galerie wurde nach wie vor in durchaus methodischer Form betrieben. 
Zowohl die ältere moderne Epoche, wie auch die heutige neuere Zeit wurden in agleicher Weise bei 
Ankäufen berücksichtigt. 
An erster Stelle sind folgende Werke zu nennen: Von Adolf Menzel das kompositionelle und 
farbig frische und eindrucksvolle Bild „Platz für den großen Rafael“, von Fritz von Uhde das dem 
Jahre 1882 angehörende, in der Durchführung des Innenlichtes geradezu als virtuos zu bezeichnende 
Bild „Im Altleuthaus“ und das mit einem starken volkstümlichen Einschlag versehene große Bild 
Die große Schwester“, von Charles Schuch das durch gehaltvollen Ernst ausgezeichnete Gemälde 
Gewitterstimmung bei Ferch“, von Hirth du Frenes ein in seiner Durchführung fast altmeisterlich 
inmutendes „Stilleben“, von Hans Makart das den Künstler und seine zweite Gattin darstellende 
monumentale Gemälde „Faust und Margaretha“, von Wilhelm Trübner das bekannte Bild „Heidel— 
berg in Gewitterstimmung“, von Fritz Erler das lebendige Gemälde „Fischerweib am Meer“, von 
dem Tiroler Künstler Alfons Walde das Porträt des Tiroler Volksdichters A. Petzold, von Prof. Max 
Liebermann das intime kleine „Dorfidyll Etzenhausen“, von dem Nürnberger Johann Sperl eine 
farbenfreudige „Vorgebirgslandschaft“, von Ferdinand Waldmüller das zu seinen schönsten Werken 
rechnende Gemälde „Kinder im Walde“, von Adolf Schinnerer zwei Werke, welche einerseits die 
ältere, anderseits die neueste Schaffenszeit des Künstlers illustrieren, von Prof. Georg Kolbe der 
Bronzekopf von „A. von Harnack“. 
Der Ankaufspreis belief sich für die Neuerwerbungen auf insgesamt 153 820 RAA, der 
Schätzungswert auf 199 690 R-A. Für die Gemälde betrug der Ankaufspreis 105 455 Ro( (Schätzungs⸗ 
wert: 150 975 R⸗M), für Plastiken 4050 R-A (Schätzunaswert: 4250 R⸗), für Graphiken 441315 RA 
(Schätzungswert: 44 465 RoM). 
Zu den Anschaffungen kommen wertvolle Geschenke und Leihgaben hinzu, wobei 
Namen wie Albert Hertel, Ferdinand Hodler, Wilhelm Trübner, Albert Weisgerber, Karl Spitzweg, 
Theodor Alt und Eduard von Gebhard ganz besonders hervorzuheben sind. Nicht gering war auch 
die Zahl von Unterstützungsankäufen, welche von in Nürnberg ansässigen Künstlern gemacht wurden. 
Großes Interesse erweckte die zusammen mit dem Reichskunstwart Dr. Redslob veranstaltete 
Ausstellung„Die künstlerische Formgebung des Reichs“. 
Der Besuch der Galerie war ein sehr reger; es kann festgestellt werden, daß sich die Städtische 
Galerie eines wachsenden Interesses erfreut. 
Stadttheater.) Die Spielzeit 1925/26 wurde im Alten Stadttheater mit der Erst— 
aufführung von Klabunds „Der Kreidekreis“ eröffnet. Wenn auch der Theaterbesuch im allgemeinen 
unter dem Druck der ungünstigen wirtschaftlichen Lage nachgelassen hat, so war doch festzustellen, daß 
das im Eröffnungsjahr 1924,25 bekundete Interesse des Publikums für die Schauspielaufführungen 
im Alten Stadttheater gleich geblieben ist, ja eher noch zugenommen hat. Von neuem hat sich 
1y Der Bericht bezieht sich auf die Spielzeit 1925/26.
	        
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