Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

Besondere soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege 169 
Anträge auf verwaltungsrechtliche Entscheidung. Der Bezirksfürsorgeverband stellte in 51 
Fällen Anträge auf verwaltungsrechtliche Entscheidung, wobei es sich um Anerkennung der end— 
zültigen Fürsorgepflicht und um Streitigkeiten in Angelegenheiten der Reichsversicherungsord— 
nung handelte. 
Beschwerden. Wie bereits ausgeführt wurde, steht den die öffentliche Fürsorge beanspruchenden 
Personen innerhalb des Bezirksfürsorgeverbandes gegen ablehnende Beschlüsse der Wohlfahrtsbezirks— 
ausschüsse die Beschwerde zum zuständigen Wohlfahrtskreisausschuß und dann zum Spruch- und 
Verwaltungsausschuß zu. Dem letztgenannten Ausschuß lagen im Berichtsjahre 328 Beschwerden 
vor, von denen 263 (rund 80 Prozent) abgewiesen und 32 (rund 10 Prozent) zur nochmaligen 
Frwägung den zuständigen Ausschüssen zurückgegeben wurden. In 20 Fällen (rund 6 Prozent) 
wurde der Beschwerde stattgegeben, in 11 Fällen (rund 3 Prozent) fand eine teilweise Genehmigung 
statt und 2 (rund 1 Prozent) Beschwerden waren in der Zwischenzeit gegenstandslos geworden. 
Strafanzeigen. Der Bezirksfürsorgeverband sah sich genötigt, in verschiedenen Fällen Straf— 
anzeige zu erstatten, und zwar in 3 Fällen wegen Unterstützungsschwindels, in 10 wegen Betrugs, 
in 5 wegen Beleidigung, in 2 wegen Sachbeschädigung und Ruhestörung, in 2 wegen Hausfriedens— 
bruch und anderem, in 2 wegen unbefugter Veräußerung überlassener Gegenstände und in 1 wegen 
Verletzung des Briefgeheimnisses. In einigen Fällen wurde beschlußgemäß von einer strafrechtlichen 
Verfolgung aus Billigkeitsgründen abgesehen. 
Auswanderungen. Mit der Polizeidirektion Nürnberg-Fürth ist die Vereinbarung getroffen, 
daß das Wohlfahrtsamt von der beantragten Ausstellung eines Reisepasses für das Ausland ver— 
ständigt wird, um die Auswanderung verhindern zu können, wenn zu befürchten ist, daß zurück— 
bleibende Angehörige der Fürsorge anheimfallen. 
Einbürgerungsangelegenheiten. In Einbürgerungsangelegenheiten hat sich der Bezirksfürsorge— 
verband dazu zu äußern, ob der Antragsteller einen einwandfreien Lebenswandel führt, sich und 
seine Angehörigen zu ernähren imstande ist und ein Unterkommen gefunden hat. Die gestellten 
Fragen sind in 187 Fällen bejaht worden, in 8 Fällen erfolgte Verneinung. 
Beteiligung an der „Gesolei“. In der Zeit vom Mai bis Oktober 1926 veranstaltete die Stadt 
Düsseldorf unter Mitwirkung des Reiches und des Preußischen Staates in Gemeinschaft mit dem 
Deutschen Hygiene-Museum in Düsseldorf eine Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge 
uind Leibesübungen (Gesolei), an der sich gleich vielen anderen deutschen Großstädten und Verbänden 
auch die Stadt Nürnberg beteiligte. Das Wohlfahrtsamt beschickte sie mit den gelegentlich der Reichs— 
gesundheitsfürsorge in Nürnberg ausgestellten Modellen und Übersichten. 
Ein farbig ausgeführtes Holzmodell zeigte die schematische Darstellung der Organisation des 
Nürnberger Wohlfahrtsamtes. Unter Verwendung des Turmmotives als eines der Wahrzeichen der 
Stadt gab es einen Überblick über die Gliederung des Amtes und die Verbindung zwischen dem 
Referat (Dezernat), über die Geschäftsleitung zur Zentrale mit ihren 5 Abteilungen, zu den Kreis— 
ämtern mit den Nebenstellen und zu den Anstalten. Bei der Darstellung der Wohlfahrtseinrichtungen 
auf dem Gebiete der wirtschaftlichen Fürsorge handelte es sich natürlich nur um den Teil, der zur 
Erfüllung der Pflichtaufgaben des Bezirksfürsorgeverbandes Nürnberg auf Grund der Reichs— 
fürsorgepflichtverordnung dient. Eine dem Modell beigegebene Tafel gab Aufschluß über verschiedene 
ODrganisationsfragen, über die Zahl der Unterstützungsempfänger, verteilt auf die einzelnen Für— 
sorgebezirke, über das Aufgabengebiet der Familienfürsorgerinnen und anderes mehr, während in 
einer Mappe die Satzung des Bezirksfürsorgeverbandes Nürnberg, der Wegweiser durch die Ver— 
waltung, die Richtlinien zur Durchführung der Reichsgrundsätze und der Wochenfürsorge, Form— 
blätter usw. enthalten waren. Auf einer Tafel war die Gliederung des Ausschußwesens (Wohl⸗ 
fahrtshauptausschuß, Spruchausschuß, 4 Fachausschüsse, 6 Kreis— und 2 Bezirksausschüsse) bildlich 
dargestellt, auf einer weiteren die Zusammensetzung und der Aufgabenkreis der Ausschüsse. Die 
3. Tafel brachte den Plan der Stadt, auf welchem die natürliche Lage der Amtsstellen des Wohl— 
fahrtsamtes und die Grenzen der Fürsorgebezirke angegeben waren. 
Ein Modell und mehrere Photographien zeigten die Gesamtanlage des neuerbauten Alters— 
heims an der Johannisstraße. In 2 Guckkasten (Diorama) sah man die naturgetreue Nachbildung
	        
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