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wicklung der perspektivischen Kenntnisse gründliche Studien macht, 
schon vor Jahren über die Schwierigkeit in der Kritik des Dresdener 
Altares gesprochen habe. Vor zwei Jahren ist dann allerdings ein 
Buch über die Perspektive bei Albrecht Dürer erschienen, von 
Rapke, aber eine ganz oberflächliche Arbeit: der interessanteste 
Fall, eben der Dresdener Altar, wird nur allzu rasch erledigt. Das 
hatte ich auch in einer Besprechung hervorgehoben, aber noch in 
der Revision wieder gestrichen, da es genug anderes zu tadeln gab; 
auch wollte ich einen so wichtigen Fall nicht nebenher anrühren. 
Und im übrigen liegt der Fall viel einfacher als man denkt. 
Rechts und links stehen Pfeiler mit dicken Fugen, sehr auf- 
dringlich, wie man sie zuweilen in restaurierten Domen sieht, und 
am Fußboden sind ebenfalls Fugen gezeichnet. Der Autor dieser 
Fugen kennt die perspektivischen Grundgesetze. Dürer ist das 
aber nicht, denn diese ganze Fugierung ist neu. 
Die Quadrierung auf dem Fußboden ist verhältnismäßig wenig 
aufdringlich. Betrachtet man sie genauer, so sieht man, daß diese 
Striche roh und ungeschickt sind. Von Dürer will ich jetzt nicht 
reden, aber jedenfalls: wer auch immer den Madonnenkopf und 
das Kopftuch und die Hände und die Engel auf unserem Bilde gemalt 
hat, der kann diese Striche nicht gemacht haben, es sei denn, daß er 
an erfrorenen Fingern oder einer sonstigen Störung gelitten habe.*) 
Dasselbe gilt von den Fugen auf den Pfeilern. Wölfflin findet 
sie leer und kahl, vergleicht sie mit echten Dürerschen Mauerfugen, 
z. B. im Männerbad. Das ist ohne weiteres schon in der Photo- 
graphie überzeugend; sieht man sie sich im Original an, so findet 
man, daß sie nicht bloß undürerisch sind, sondern überhaupt ohne 
jedes feinere Gefühl roh und derb gemalt. Gemalt ist beinahe 
noch zu taktvoll gesagt. Und wiederum: der die Figuren auf diesem 
Bild gemalt hat, und die Krone, der kann diese Fugen nicht ge- 
*) Daß früher eine Quadrierung vorhanden war, glaube ich nicht. Jedenfalls 
kann man sie nirgends unter einem Stück ‚alter Malerei nachweisen, während man 
z. B. die Trittstufe vor dem Fenster unter dem kehrenden Engelchen hindurch sieht. 
Man lasse sich nicht bei dem Fliegenwedel täuschen, sieht man genau zu, So findet 
man auch hier die Fugierung zuletzt aufgezeichnet, intermittierend, um den Schein des 
Durchschimmerns zu erwecken.
	        
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