Denkwürdige Vorfälle.
im Jahre 1917 ein Opfer des Krieges. Nun sind zu der kleinsten noch vorhandenen Glocke
von der Glockengießerei Franz Schilling Söhne in Apolda drei neue Glocken hinzugegossen
worden, deren Einweihung und Uebergabe zur Benützung am Sonntag, den 27. Juli, erfolgte.
2. August 1924. Inbetriebnahme des Nürnberger Rundfunk—
senders. Der hiesigen Oberpostdirektion ist es gelungen, in verhältnismäßig kurzer Zeit
im Verein mit tüchtigen Fachleuten der Firma Lorenz in Berlin durch anerkennenswerte,
eifrige und sachgemäße Arbeit den Nürnberger Rundfunksender seiner Vollendung entgegen⸗
zuführen, so daß er am Samstag, den 2. August, vormittags 11 Uhr, durch ein von München
übertragenes Konzert, die Ansprache eines Vertreters der Reichspostverwaltung und eine
Ansprache eines Vertreters der „Deutschen Stunde in Bayern“ eröffnet werden konnte. Die
dazu notwendigen Räumlichkeiten befinden sich im Dachgeschoß des neuen Postgebäudes in
der Bahnhofstraße. Die Bevölkerung hat von dieser neuen Einrichtung einen außerordentlich
ausgiebigen Gebrauch gemacht.
3. August 1924. Opfergedenktag. Anläßlich der zehnjährigen Wiederkehr des
Kriegsausbruchs und zur Ehrung der Opfer des Weltkrieges wurden am Sonntag, den
3. August, die Staatsgebäude und die städtischen öffentlichen Gebäude beflaggt. In allen
Kirchen fanden Gedenkfeiern statt. Das im ganzen Deutschen Reich angeordnete Trauergeläute
begann 5 Minuten vor 12 Uhr. Punkt 12 Uhr setzte ein allgemeines, der Trauer um die
Kriegsopfer gewidmetes Schweigen von 2 Minuten mit allgemeiner Verkehrsstille ein, worauf
das Geläute zu Ende geführt wurde. Zu der auf dem Südfriedhof vom Reichsverband der
Kriegsbeschüdigten und Hinterbliebenen anberaumten Gedächtnisfeier hatte sich eine mehr—
tausendköpfige Volksmenge eingefunden. Das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ bildete
Spalier. Die Gräber der Kriegsopfer waren geschmückt. Die Stadt Nürnberg hatte die für
das Gefallenen-Oenkmal bestimmte Friedhofstelle mit prächtigem Trauerschmuck versehen und
durch Oberbürgermeister Dr. Lu ppe am Grabe des unbekannten Soldaten einen großen
Lorbeerkranz niederlegen lassen. Gleichzeitig wurde am Fliegerdenkmal ein Kranz nieder—
gelegt.
9. und 10. August 1924. Verfassungsfeiern in Nürnberg. Aus Anlaß
der fünfjährigen Wiederkehr des Erlasses der Reichsverfassung vom 11. August 1919 hatte
die Stadt ihre Gebäude festlich geschmückt, und in einzelnen Stadtteilen zeigten ganze Häuser—
viertel in Hunderten von Fähnchen die Farben Schwarz-Rot-Gold. Sehr groß war aber vor
allem die Beteiligung an den verschiedenen Verfassungsfeiern. Am Samstag, den 9. August,
abends, veranstaltete der Jungdemokratische Verband Bayern (Ortsgruppe Nürnberg) eine
Verfassungsfeier, verbunden mit einer Kundgebung für Reichseinheit, Republik und Weimarer
Verfassung im großen Saale des Künstlerhauses. Als Redner waren gewonnen der bekannte
schwäbische Demokrat Reichstagsabgeordneter Dr. Theodor Heuß-Berlin und Dekan Weiß-
gerbeer-Oarmstadt. Für den Sonntag Vormittag um 11 Uhr hatte der Stadtrat die gesamte
Einwohnerschaft zu einer Feier im großen Rathaussaale eingeladen. Der Einladung war in so
großem Umfange Folge geleistet worden, daß der Saal längst vor dem angesetzten Beginn
überfüllt war und viele der Erschienenen keinen Zutritt mehr finden konnten. Die Feier
wurde mit dem Lied „Nur die Hoffnung festgehalten“ nach Hoffmann von Fallersleben,
Männerchor von Surläuly, eingeleitet, gesungen von der Sängervereinigung der städtischen
Beamten und dem Männergesangverein „Frankonia“. Es folgte die Festrede, gehalten von
Stadtrat Dr. Merkel, der in dreiviertelstündigen Ausführungen die Bedeutung der Wei—
marer Verfassung würdigte. Dem Vortrag folgte langanhaltender Beifall. Der Vortrag von
„Vaterland“, Gedicht von Rudolf Geck, Männerchor von Wohlgemuth, bildete den stimmungs⸗
vollen Abschluß der ernsten Feier. Die dann am Nachmittag in der städtischen Festhalle im
Luitpoldhain von den Vereinigten Republikanischen Verbänden veranstaltete Verfassungsfeier