Metadaten: Offizieller Bericht über die Verhandlungen des Kunsthistorischen Kongresses zu Nürnberg

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Johann Fredental bei der Herstellung der 1435 gegossenen Glocke, Veit Stoss bei 
dem berühmten Altarwerke, Hans Sues von Kulmbach bei den Katharinendarstellungen 
der Schatzkammer, gerade für die Ausstattung der Marienkirche wiederholt und für 
die verschiedenartigsten Kunstgebiete herangezogen wurden, so dürfen wohl nicht 
minder die Baumeister des erwähnten Gotteshauses, soweit sie dem Namen nach 
ekannt sind, als von deutschen Einflüssen abhängig betrachtet werden. Ganz 
»estimmte Anlehnungen an westliche Vorbilder, die unmittelbar unter der Einwirkung 
deutscher Anschauungen entstanden waren, bietet die Katharinenkirche mit dem 
anstossenden Klostergebäude. Dieselbe wurde 1342 begonnen und für Augustiner- 
Eremiten bestimmt, die aus dem Prager Thomaskloster berufen waren. ÖObzwar die 
[443 bei einem Erdbeben eingestürzten Wölbungen im 15. Jahrhundert erneuert 
werden mussten, stimmen doch der langgestreckte Chor mit seinen schlanken Ver- 
aältnissen, die niedrigen Seitenschiffe des Langhauses, die neben dem Chore an- 
geordnete Sakristei mit ihrer auf einem Mittelpfeiler ruhenden Wölbung, sowie der 
daran anstossende Kapitelsaal mit dem chorartig vortretenden Zubaue auffallend zu 
dem Typus der Prager Thomaskirche, neben welcher die Sakristei und die Barbara- 
kapelle zur Kreuzgangsanlage in dasselbe Verhältnis wie bei der Krakauer Katharinen- 
zirche treten. Bedenkt man, dass die Augustiner-Eremiten von St. Thomas in Prag 
auch das von ihnen abhängige, in derselben Zeit errichtete Kloster in Leitomischl, 
soweit die Kirche und die Sakristei heute noch erkennen lassen, mit Beobachtung 
siner ganz ähnlichen Anordnung anlegten, so kommt man zu dem Schlusse, dass 
in der Übereinstimmung wichtiger Hauptdetails des Prager und des Krakauer Baues 
sich ein Einfluss äusserte, welcher den damals vorwiegend deutschen Kunst- 
anschauungen Prags folgte. Gewisse Berührungspunkte des inneren Portales der 
südlich angebauten, reich ausgestatteten Eingangshalle mit jenem des Kaschauer 
Domes sprechen für einen später auch von anderer Seite erfolgten Zufluss deutscher 
Baugedanken. 
Gemeinsame technische Züge begegnen an den mittelalterlichen Kirchenbauten 
Krakaus, welche mit Ausnahme des Domes und der in Quadern erbauten Andreaskirche 
Ziegelbauten sind, schon in Folge des übereinstimmenden Materials. Durch die 
Natur desselben, welche mehr einen Zug des Kinfachen, ja des Trocken-strengen 
bedingt, wird der plastische Schmuck stark eingeschränkt, weil das Ornament im 
Vergleiche zum Hausteinbaue seltener ist und Haustein vorwiegend nur für bestimmte 
Details, wie Gesimse und dergleichen, verwendet wird. Essenwein hat schon mit 
sachkundigem Blicke in dem Ansatze der Pfeiler gegen das Seitenschiff hin eine 
jesonders in Krakau begegnende Konstruktionseigentümlichkeit fixiert, welche bei 
der Marien-, Dominikaner-, Corporis Christi- und Katharinenkirche übereinstimmend 
sich findet; ähnlich verhält es sich mit der Herabführung der Fensternischen und 
Maßwerkstäbe bis zu dem Arkadensimse im Lichtgadem des Mittelschiffes. Wenn 
von dem genannten Forscher Einzelheiten, auf welche hier nicht weiter eingegangen 
werden kann, in Gliederung, Wölbung, sowie Konstruktion der Chorschlüsse, im innern 
Aufbaue und in den Verhältnissen des Langhauses als den Bauten des Deutsch- 
ardenslandes und Schlesiens, besonders Breslaus, analog erkannt wurden, so geben 
(ür diese vollständig begründete und haltbare W ahrnehmung die mannigfachen Be- 
ziehungen Polens zu diesen N achbargebieten die ausreichende Erklärung. Begegnen 
doch z. B. in Breslau ı 385 „Andris polener der mwrer “. der vielleicht mit dem 
vom Tanuar bis Ende April ı 373 Nachweisbaren „Andreas Polener“ der Prager
	        
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