Besondere Fürsorge und Wohlfahrtspflege.
zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und am 4. Dezember 1928 Professor Dr. med. Nathan
über Wesen, Bedeutung und Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.
Anfang Juni 1923 veranstaltete das Jugendamt einen Z3tägigen Kurs im Erholungs—
heim Roth, der vorwiegend der Einführung der Lehrerschaft in das Reichs-Jugendwohlfahrts—
gesetz galt, an dem neben Vertretern anderer nordbayerischer Städte auch einige Nürnberger
Wohlfahrtsamtbeamte teilnahmen. Im Anschluß an diese Rother Tagung fanden zwei Studien—
fahrten nach der Kindererholungsstätte Wegscheide statt, an denen sich neben hiesigen Lehrern
eine größere Anzahl von Kräften aus der städtischen Jugendfürsorge beteiligten.
An Stelle der früheren Beamtenkonferenzen des Wohlfahrtsamtes traten vom Herbst 1923
ab Bezirksfürsorgerkonferenzen, in denen Fragen der Ausgestaltung der Familienfürsorge
besprochen wurden.
b) Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenenfürsorge.
Organisation. Im Berichtsjahre ist die seitherige Abteilung Berufsberatung und
ausbildung mit der Abteilung Arbeitsvermittlung zu einer gemeinschaftlichen Abteilung
„Berufsfürsorge“ vereinigt worden. Diese und andere Vereinfachungen ermöglichten eine
Verminderung des Personals, die in der Hauptsache bereits vor Erscheinen der Personalabbau—
berordnung durchgeführt war. Durch die Personalabbauverordnung vom 27. Oktober 1928
wurden auch die Mitglieder des Beirates der Fürsorge von 29 Mitgliedern auf 9 vermindert,
ebenso erfuhr die Mitgliederzahl des Schwerbeschädigtenausschusses im Vollzuge dieser Ver—
ordnung eine Verminderung von 8 auf 4 Personen. Weitere einschneidende AÄnderungen in
der Organisation haben sich durch die am 1. November 1923 erfolgte Eingliederung in das
städtische Wohlfahrtsamt ergeben. Infolge dieser Zusammenlegung wurde die Unterstützungs—
fürsorge den Nebenstellen des Wohlfahrtsamtes übertragen, während der Zentrale des Wohl—
tahrtsamtes eine Hauptstelle für Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenenfürsorge eingefügt
wurde. Dieser obliegt in der Hauptsache der Verkehr mit den vorgesetzten Stellen Kreis⸗
hauptfürsorgestelle und Landeshauptfürsorgestelle), die Beratung der Nebenstellen des Wohlfahrts—
amtes in Unterstützungsangelegenheiten der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen, die
Bearbeitung der Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutung, die Durchführung der
Beiratsgeschäfte, der Blindenfürsorge, die Behandlung der Anträge von Kriegsopfern auf
Gewährung der Kapitalabfindung an Stelle laufender Versorgungsgebührnisse, Vermittlung
in Wohnungsangelegenheiten usw.
Am Ende des Berichtsjahres waren in Nuürnberg 8600 Kriegsbeschädigte und 5492 Kriegs—
hinterbliebene vorhanden. Die Zahl der Beschädigten ist erheblich zurückgegangen, nachdem
im Laufe des Jahres die zu 2000 Erwerbsbeschränkten durch Zahlung einer einmaligen
Abfindungssumme ausgeschieden sind.
Fürsorgetätigkeit. Während in den Vorjahren eine bemerkenswerte Zahl von
Kapitalabfindungsanträgen durchgeführt werden konnte, war dies im Berichtsjahre nahezu
unmöglich, da die Bestimmungen über die Bewilligung der Kapitalabfindung der Geld—
entwertung in keiner Weise angepaßt waren. Mit der eingetretenen Stabilisierung der
Währung und der ab 1. Dezember 1923 erfolgten Festsetzung der Versorgungsgebührnisse in
Goldmark, trat auch hier eine erhebliche Besserung ein. Wegen Zuweisung entsprechender
Wohnungen an Kriegsbeschädigte, die infolge ihres Versorgungsleidens oder aus anderen
Gründen Anspruch auf eine besondere oder größere Wohnung hatten, wurde in 264 Fällen
die Vermittlung der Fürsorge in Anspruch genommen.
Berufsfürsorge. Wenn auch die Ausbildung und die Umschulung von Kriegs—
beschädigten im großen und ganzen durchgeführt ist, so war doch auch weiterhin infolge der
durch die Kriegsdienstbeschädigung und anderen Krankheiten vorliegenden besonderen Verhält—