Gemeindevertretung und Verwaltung 
3. Organisation des städtischen Dienstes. 
Arbeiter und Soldatenrat. Am 7. Januar 1919 wurde mit den Vertretern des Arbeiter- 
und Soldatenrates vereinbart, die bis dahin jeweils eine Stunde vor Beginn der Wagistrats- 
sitzungen stattgefundenen Besprechungen in Zukunft nicht mehr regelmäßig, sondern nur bei 
Bedarf auf Einladung des Stadtmagistrates oder auf Antrag der Vertreter des Arbeiter- und 
Soldatenrats stattfinden zu lassen. Am 1. Juni 19019 wurden die Soldatenräte auf— 
gehoben; die Arbeiterräte als solche blieben weiterbestehen. Die Zahl der Mitglieder 
des hiesigen Arbeiterrates, die zu Beginn des Jahres 1919 noch 50 betrug, wovon 12 dem Voll⸗ 
zugsausschuß des Arbeiterrats Nürnberg angehörten, hatte sich jedoch bis zum Schluß des Jahres 
1919 bis auf 12 verringert. Mitglieder des Arbeiterrats waren im Laufe der Berichtszeit tätig: 
im Demobilmachungsausschuß, Wohnungsamt, in der Möbelfürsorge, im Lebensmittelamt, 
in der Amtsstelle für Mehl- und Futtermittelverteilung, in der Milchzentrale, im Schlachthof 
Fleischverteilungsstelle). Die Verbindung zwischen Amt und Arbeiterräten machte sich nach 
dem Bericht der einzelnen Amtsstellen in vielen Fällen vorteilhaft bemerkbar. Sie wurde ins— 
besondere in der politisch bewegten Zeit als zweckmäßig empfunden, weil die Mitwirkung der 
Arbeiterräte geeignet war, das Vertrauen der Bevölkerung zu den Beamten und ihren Maß— 
nahmen zu stärken. Das Zusammenarbeiten der Arbeiterräte mit den einzelnen Verwaltungs— 
stellen vollzog sich allezeit reibungslos. 
Leitung der Verwaltung. Herr Oberbürgermeister Dr. Geßler trat sein neues Amt 
als Reichsminister für Wiederaufbau schon am 23. Oktober 1919 an. Am 22. Oktober verab⸗ 
schiedete er sich in der öffentlichen Stadtratssitzung offiziell von den Mitgliedern des Stadt— 
rats und der Bürgerschaft. Am 24. November 1010 kehrte er zur Abwicklung einiger Geschäfte 
nochmals nach Nürnberg zurück und verabschiedete sich bei dieser Gelegenheit im großen Rat— 
haussaal auch offiziell von den Vertretern der städtischen Beamten, Lehrer und Arbeiter. Die 
Leitung der Amtsgeschäfte hatte vom 25. Oktober 1919 an Herr 2. Bürgermeister Treu ver— 
tretungsweise übernommen. Am 1. März 1020 ging dann die Leitung der Amtsgeschäfte auf 
den inzwischen gewählten neuen 1. Bürgermeister der Stadt, Herrn Dr. Luppe, über. In 
einer am 1. März 1020, vormittags 11 Uhr stattgefundenen außerordentlichen Vollsitzung des 
Stadtrats wurde er von dem Regierungskommissar, Herrn Oberregierungsrat Lieb, verpflichtet 
und in sein Amt eingeführt. 
Neuordnung der Neferate. Mit Direktorialverfügung vom 1. Oktober 1919 wurde eine 
neue Geschäftsverteilung für die Referate festgelegt. Neben dem 
Direktorium A: Oberbürgermeister Dr. Otto Geßler, 
Direktorium B: 2. Bürgermeister Martin Treu, 
Direktorium C: 3. Bürgermeister Hugo Freund, 
wurden zunächst 9 Referate gebildet und zwar das 
Referat J Personalreferat: Stadtrat Hanns Bechh, 
Referat II Siedlungs-, Gewerbeförderungs- und Verkehrsreferat: Stadtrat 
Wilhelm Weigel, 
Referat III Finanzreferat: Stadtrat Dr. Johannes Merkel, 
Referat IV Schul- und Bildungsreferat: Stadtrat Konrad Weiß, 
Referat / Fiskal- und Kommunalreferat: Stadtrat Dr. Karl Fischer, 
Referat VI Lebensmittelreferat: Stadtrat Dr. Dr. Chr. Weiß, 
Referat VII Wohlfahrtsreferat: Stadtrat Dr. Hermann Heimerich, 
dem vorübergehend angegliedert wurde als 
Referat VIIa das Gesundheitsreferat: Hilfsreferent Gewerberichter Dr. Müller, 
Referat VIII Bezirkspolizeireferat: Stadtrat Heinrich W obfram, 
Referat IX Sicherheits⸗ und Ordnungspolizeireferat: Stadtrat Dr. Alfred Wiberg.