Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg des Jahres 1919 (1919,1 (1920))

Wohlfahrtsp flege 
Unterstützungswesen. Die Unterstützungsabteilung besteht in ihrer jetzigen Form eben— 
falls erst seit der im Oktober 1919 erfolgten Neuorganisation. 
Als Grundsatz zur Genehmigung laufender Unterstützung gilt im allgemeinen die Voraus⸗ 
setzung der Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit oder infolge sonstiger Familienverhältnisse, 
wie zahlreicher Kinder usp. Die Grundsätze der Erwerbslosenfürsorge wurden bei der Festsetzung 
der Richtsätze der Kriegshinterbliebenenfürsorge verwendet. 
Bei der zunehmenden Teuerung war es nur natürlich, daß sich die Gesuche um Abgabe 
von Wäsche, Kleidungsstücken und Schuhen bedeutend mehrten. Außer diesen Unterstützungs— 
arten, die hauptsächlich zum Gebiete der wirtschaftlichen Fürsorge gehören, wurde auch in der 
Heilfürsorge sehr viel geleistet. Die ärztliche Hilfeleistung für die Familien und Hinter— 
bliebenen erfolgte auf ein mit dem ärztlichen Bezirksverein abgeschlossenes Abkommen, hin im 
Wege des Pauschalverfahrens. Die sogenannten Krankenschene haben, soweit nicht 
andere Krankenkassen in Frage kommen, jeweils für die ganze Familie Gültigkeit, und werden 
immer auf die Dauer eines Vierteljahres ausgestellt. Zu dem Gebiete der Heilfürsorge zählt 
auch die Übernahme von Krankenhaus-, Kinderspital- und Sanatoriumskosten. Auch für die 
Erholundg der Svinterbliebenen, die eine Krankheit überstanden haben oder für sonst stark 
Unterernährte ist sehr viel geschehen. Die Nationalstiftung für Hinterbliebene brachte Kinder in 
auswärtigen Erholungsheimen unter, außerdem wurde das Erholungsheim Roth beansprucht, 
ind nicht zuletzt wurden in vielen Fällen Zuschüsse zum Erholunasaufenthalt, den sich die WMitwen 
selbst auswählten, gewährt. 
Für den Winter 1919/20 wurden aus sozialen Mitteln von Reichs wegen zur Beschaffung 
oon Winterbedarf Beihilfen genehmigt, die durch die einzelnen Fürsorgestellen unter Berück— 
sichtigung der Bedürftigkeit zur Auszahlung kommen mußten. Die hiesige Fürsorge hat daraufhin 
unter Berücksichtigung der Familienverhältnisse Richtsätze zur Gewährung der einzelnen Bar— 
beträge aufgestellt und auch Naturalien aus diesen Mitteln angeschafft. Die Verteilung dieser 
Barmittel und Daturalien erfolgte zum Teil von Amts wegen unter Berüchsichtigung dieser 
Richtsätze, zum großen Teil abher wurden die Gaben nach vorhergehender Prüfung durch einen 
besonderen Ausschuß verteilt. Ausgegeben wurden ca. 800 000 MA. Die Fürsorge gewährte 
weiterhin in einzelnen Fällen zur wirtschaftlichen Selbständigmachung Darlehen unter Sicher— 
stellung gegen ratenweisen Rückersatz. Auch in der Beschaffung von Hausrat und Bettstücken 
hat die Fürsorgestelle in verschiedenen Fällen geholfen. In einigen Fällen wurden auch Be— 
träge zur Übersiedlung nach auswärts gewährt. 
In der Kinderfürsorge hat die Fürsorgestelle insofern Leistungen zu verzeichnen, 
als sie die Unterbringung von Doppelwaisen in geeigneten Erziehungsanstalten in die Wege 
leitete, außerdem für solche Kinder, die bei Familien untergebracht sind, Erziehungsbeiträge 
gewährte. Auch für Unterbringung von Kranken und geistig schlecht entwickelten Kindern in 
zeeigneten Anstalten wurde Sorge getragen. 
Für die Berufsausbildung von Witwen und sonstigen Hinterbliebenen, sowie für 
die schulmäßige Ausbildung von Kindern wurden in verschiedenen Fällen Zuschüsse gewährt. 
Soweit es möglich war, nahm die Fürsorgestelle außer den vorstehend aufgeführten 
Fällen von Unterstützungen der Hinterbliebenen auch alle einschlägigen städtischen Dienststellen, 
Anstalten und sonstigen Einrichtungen für die Hinterbliebenen in Anspruch und vermittelte 
auch in vielen Fällen die Gewährung von Stiftungsmitteln. 
Wirtschaftliche und Berufsberatung, sowie Stellenvermittlung. Diese Stelle wurde 
ebenfalls erst mit dem Beginn der Neuorganisation im Oktober 1019 errichtet. In erster Linie 
wurden wirtschaftliche Beratungen der Hinterbliebenen eingeführt und zwar wurde zunächst 
ein Ausschuß, bestehend aus einem Stadtratsmitglied, einem Vertreter der Verwaltung 
der Kricgshinterbliebenenfürsorge, einem Vertreter der Berufsberatung, einem Vertreter des
	        
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