Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1916 (1916 (1919))

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Schulen 
war allein die mangelhafte Verpflegung. Dem Kolonienwirt wurde nicht gestattet eines 
seiner selbstgemästeten Schweine für die Kolonisten zu schlachten; daher waren die Kinder auf 
die kargen Portionen ihrer Fleischmarken angewiesen. Auch die Brotrationen waren knapp, 
da das Brot vom Bäcker bezogen wurde und der Wirt die Brotmenge nicht durch marken— 
freies Gerstenmehl strecken konnte. Es haben deshalb von 100 Kindern 47 im Gewicht 
abgenommen, 19 sind gleichgeblieben und nur 34 hatten eine Gewichtszunahme. Daß die 
Sache auch liebevoller angefaßt werden kann, zeigen die günstigen Ergebnisse in den übrigen 
Kolonien. Sie hatten sich alle der besonderen behördlichen Förderung in den Kommunal—- 
verbänden zu erfreuen. Das Betragen der Kinder war befriedigend und auch die Dankbarkeit 
der bedachten Kinder wie ihrer Eltern kam verschiedentlich zum Ausdruck. Das Entgegen— 
kommen der Wirte und die gewissenhafte Tätigkeit der Kolonieführer und ihrer' Frauen 
brachten dem Unternehmen so günstigen Erfolg. 
Kommerzienrat Eduard Hopf und seine Gemahlin haben zum Andenken an ihre 
verstorbene Tochter Lina mit einem Kapital von 20 000 M die Lina Hop fsche Stiftung, deren 
Zinsen je zur Hälfte für Ferienkolonien und für den Verein für Krüppelfürsorge bestimmt 
sind, gemacht (vergl. oben S. 202). 
Die Erbauung eines zweiten Ferienheims — des Alexander-Wacker-Hauses (siehe 
Verw.Ber. 1913/14 S. 526) — ist im Berichtsjahre einen guten Schritt näher gerückt. Es 
wurde der vom Stadtmagistrat Roth bei Nürnberg unentgeltlich angebotene, 169/2 Tagwerk 
große Platz im Rother Stadtwald als Bauplatz durch den Verein in Besitz genommen, 
nachdem er vom Obermedizinalrat Dr. von Merkel, vom Architekt Hans Müller und 
Gartendirektor Elpel als ganz geeignet empfohlen worden war. Die vom ebengenannten 
Architekten angefertigten Baupläne lassen eine schöne und zweckentsprechende Ausgestaltung 
des zweiten Heims erhoffen, nach dessen Eröffnung an die Einrichtung des Jahresbetriebes 
in den Ferienkolonien herangetreten werden kann. 
Von der Stadt wurden der Kommission zur Auswahl der Kinder, wie in den 
Vorjahren, ensprechende Räume zur Verfügung gestellt und außerdem ein Zuschuß von 4000 
(4000) MA gewährt. 
Näheres ist aus dem Jahresbericht des Vereins für Ferienkolonien armer kränklicher 
Schulkinder in Nürnberg zu ersehen. 
Auch der bayerische Frauenverein vom Roten Kreuz verschaffte im Berichtsjahre 
wieder einer größeren Anzahl aus den VIll. Klassen entlassener Mädchen die Wohltat eines 
dreiwöchigen Landaufenthaltes. 
Ferienspaziergänge. Es nahmen daran 540 (540) Kinder unter Führung von 12 
(12) Lehrern teil. 
Ferienwanderungen konnten, wie im Vorjahre, auch 1916 nicht unternommen werden. 
Die für diesen Zweck in den beiden Jahren von den städtischen Kollegien genehmigten 
Beträge von je 800 M wurden, da bei Fortdauer des Krieges im Jahre 1917 besondere 
Maßnahmen für kränkliche und erholunasbedürftige Kinder zu treffen sind, für das Jahr 1917 
zurückgestellt. 
5. Verschiedenes. 
Besondere Maßnahmen der Kinderfürsorge während des Krieges. Die 
Tätigkeit des Kriegsfürsorgeamtes V, Hilfe und Pflege für die versorgungsbedürftigen Kinder 
von Familien, deren Ernährer im Felde stehen oder zum Heeresdienste eingezogen sind, wurde 
auch im Berichtsjahre unvermindert fortgesetzt. Die Fürsorge erstreckte sich auf kranke, 
erholungsbedürftige und solche Kinder, deren Mütter gestorben waren, oder wegen Krankheit
	        
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