Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1912 (1912 (1913))

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Städtische Betriebe 
bildes beitrugen und durch ihre künstlerische Ausstattung bezeugten, wieviel Reichtum und 
Kunstsinn in den Mauern der Stadt herrschte. Daß durch Überlassung des vom Brunnen 
sonst nutzlos ablaufenden Wassers die Wasserentnahmestellen vermehrt wurden, kam im Gegen— 
satz zu unserer heutigen Auffassung erst in zweiter Linie in Frage; ja, man ging soweit, daß 
man im Falle eines Überschusses an Wasser in einer vorhandenen Leitung erst prüfte, oh 
nicht andere öffentliche Brunnen einer vermehrten Wasserzufuhr bedurften, bevor dem Ver⸗ 
langen von Privaten als einer Luxusforderung entsprochen wurde. Das geht besonders aus 
einem Ratsverlaß vom 10. Juni 1642 hervor, in dem angeordnet wird, man solle bei der 
Leitung vom Blausternpumpwerk, an die damals schon eine stattliche Reihe von Privat— 
häusern angeschlossen war, „mit fleiß darob sein, wie inskünfftig der abfall von dem quellen 
viel mehr der gemein zum besten vndt der gantzen statt zur zierde, alss eines vndt deß 
andern privati wollust angewendet vnd gebrauchet.“ 
Ein weiterer Grund für die seinerzeitige Abneigung zur allgemeinen Einführung von 
Privatanschlüssen an solche Leitungen war die verhältnismäßig größere Gefahr bei Vergiftung 
der Quellen gegenüber einem einzelnen Grundwasserbrunnen, ein Umstand, der, abgesehen von 
der leichteren Zerstörungsmöglichkeit der DOuellenfassung und der Zuleitungen, soweit sie außer— 
halb der befestigten Stadtmauern lagen, besonders bei den zahlreichen feindlichen Angriffen 
zu erwarten war. Nicht zuletzt trug der damalige Stand der Technik zu dieser Stellung— 
nahme bei; die vielen Reparaturen an den primitiven hölzernen und bleiernen Röhren und 
an den mit Wasserkraft getriebenen Pumpwerken ließen häufig die Einstellung des Betriebes 
nicht als Ausnahme, sondern als Regel gelten. 
Als nachweisbar älteste ist die „Spitalwasserleitung“ zu nennen, die etwa um das 
Jahr 1350 als private Leitung von der Spitalstiftung für das Heiliggeistspital hergestellt 
wurde, teilweise aber auch öffentlichen Zwecken diente. Sie erhielt ihr Wasser in einer 
Menge von etwa zwei Litern in der Sekunde aus zwei außerhalb der Stadtmauern liegenden 
Quellen und wurde nach mancherlei Umänderungen erst im Jahre 1904 wegen der schlechter 
Beschaffenheit ihres Wassers außer Betrieb gesetzt. 
Als älteste öffentliche Wasserleitung ist die „Schönbrunnenleitung“, die im 
Jahre 1388 hergestellt wurde, anzusehen. Sie führt das Wasser aus zwei außerhalb der 
Stadtmauern liegenden Quellen mit einer Ergiebigkeit von etwa 1,8 Sekundenliter noch 
heute dem ungefähr um die gleiche Zeit errichteten „Schönen Brunnen“ auf dem 
Marktplatz zu. 
Als weitere selbständige Wasserleitungen sind hervorzuheben: Die Schildbrunnleitung 
(Herstellungszeit vor 1450), die Lochwasserleitung (vor 1459), die Wasserleitung aus dem 
Mohrenkopfgraben (1482), die Schüttleitung (1589), sämtliche mit einer Lieferungsfähigkeit 
bis zu höchstens je zwei Sekundenlitern. 
Von den Pumpwerken, für welche zum Antrieb nur die Wasserkraft der beiden 
Flußläufe der Pegnitz und des Fischbaches in Betracht kamen und auch Vorrichtungen zum 
Antrieb durch menschliche und tierische Kraft besaßen, ist das älteste das „Blausternwerk“, 
welches im Jahre 1583/84 errichtet wurde. Es war in einem Turm der Stadtmauer aufge⸗ 
stellt und konnte 2 Liter Wasser in der Sekunde aus dem in demselben befindlichen Brunnen— 
schacht heben und weiterleiten. Der einzige Zweck der Errichtung des Werkes war die 
Speisung des „Tugendbrunnens“ neben der Lorenzkirche, welcher im Jahre 1589 zur Auf— 
stellung kam; die Auflassung des Werkes erfolgte im Jahre 1869. 
Das „Almosmühlwerk“ (16200 und das „Nägeleinswerk“ (1687) entstanden durch 
Umbau ehemaliger Mühlen. Ersteres hatte den Brunnen am Rathaus, letzteres den sogen. 
„Wasserspeier“ zu versorgen. Beide Werke sind in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts
	        
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