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Städtische Betriebe
bildes beitrugen und durch ihre künstlerische Ausstattung bezeugten, wieviel Reichtum und
Kunstsinn in den Mauern der Stadt herrschte. Daß durch Überlassung des vom Brunnen
sonst nutzlos ablaufenden Wassers die Wasserentnahmestellen vermehrt wurden, kam im Gegen—
satz zu unserer heutigen Auffassung erst in zweiter Linie in Frage; ja, man ging soweit, daß
man im Falle eines Überschusses an Wasser in einer vorhandenen Leitung erst prüfte, oh
nicht andere öffentliche Brunnen einer vermehrten Wasserzufuhr bedurften, bevor dem Ver⸗
langen von Privaten als einer Luxusforderung entsprochen wurde. Das geht besonders aus
einem Ratsverlaß vom 10. Juni 1642 hervor, in dem angeordnet wird, man solle bei der
Leitung vom Blausternpumpwerk, an die damals schon eine stattliche Reihe von Privat—
häusern angeschlossen war, „mit fleiß darob sein, wie inskünfftig der abfall von dem quellen
viel mehr der gemein zum besten vndt der gantzen statt zur zierde, alss eines vndt deß
andern privati wollust angewendet vnd gebrauchet.“
Ein weiterer Grund für die seinerzeitige Abneigung zur allgemeinen Einführung von
Privatanschlüssen an solche Leitungen war die verhältnismäßig größere Gefahr bei Vergiftung
der Quellen gegenüber einem einzelnen Grundwasserbrunnen, ein Umstand, der, abgesehen von
der leichteren Zerstörungsmöglichkeit der DOuellenfassung und der Zuleitungen, soweit sie außer—
halb der befestigten Stadtmauern lagen, besonders bei den zahlreichen feindlichen Angriffen
zu erwarten war. Nicht zuletzt trug der damalige Stand der Technik zu dieser Stellung—
nahme bei; die vielen Reparaturen an den primitiven hölzernen und bleiernen Röhren und
an den mit Wasserkraft getriebenen Pumpwerken ließen häufig die Einstellung des Betriebes
nicht als Ausnahme, sondern als Regel gelten.
Als nachweisbar älteste ist die „Spitalwasserleitung“ zu nennen, die etwa um das
Jahr 1350 als private Leitung von der Spitalstiftung für das Heiliggeistspital hergestellt
wurde, teilweise aber auch öffentlichen Zwecken diente. Sie erhielt ihr Wasser in einer
Menge von etwa zwei Litern in der Sekunde aus zwei außerhalb der Stadtmauern liegenden
Quellen und wurde nach mancherlei Umänderungen erst im Jahre 1904 wegen der schlechter
Beschaffenheit ihres Wassers außer Betrieb gesetzt.
Als älteste öffentliche Wasserleitung ist die „Schönbrunnenleitung“, die im
Jahre 1388 hergestellt wurde, anzusehen. Sie führt das Wasser aus zwei außerhalb der
Stadtmauern liegenden Quellen mit einer Ergiebigkeit von etwa 1,8 Sekundenliter noch
heute dem ungefähr um die gleiche Zeit errichteten „Schönen Brunnen“ auf dem
Marktplatz zu.
Als weitere selbständige Wasserleitungen sind hervorzuheben: Die Schildbrunnleitung
(Herstellungszeit vor 1450), die Lochwasserleitung (vor 1459), die Wasserleitung aus dem
Mohrenkopfgraben (1482), die Schüttleitung (1589), sämtliche mit einer Lieferungsfähigkeit
bis zu höchstens je zwei Sekundenlitern.
Von den Pumpwerken, für welche zum Antrieb nur die Wasserkraft der beiden
Flußläufe der Pegnitz und des Fischbaches in Betracht kamen und auch Vorrichtungen zum
Antrieb durch menschliche und tierische Kraft besaßen, ist das älteste das „Blausternwerk“,
welches im Jahre 1583/84 errichtet wurde. Es war in einem Turm der Stadtmauer aufge⸗
stellt und konnte 2 Liter Wasser in der Sekunde aus dem in demselben befindlichen Brunnen—
schacht heben und weiterleiten. Der einzige Zweck der Errichtung des Werkes war die
Speisung des „Tugendbrunnens“ neben der Lorenzkirche, welcher im Jahre 1589 zur Auf—
stellung kam; die Auflassung des Werkes erfolgte im Jahre 1869.
Das „Almosmühlwerk“ (16200 und das „Nägeleinswerk“ (1687) entstanden durch
Umbau ehemaliger Mühlen. Ersteres hatte den Brunnen am Rathaus, letzteres den sogen.
„Wasserspeier“ zu versorgen. Beide Werke sind in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts