Objekt: Festpredigt am 22. März dem neunzigsten Geburtstage des deutschen Kaisers Wilhelm I.

treuen Herzen unser Psalmenwort lebhaft wiedergeklungen: „Wie soll 
ich dem Herrn vergelten alle seine Wohlthat, die er an uns thut!“ — 
Es war am 19. Juli 1870, also am Todestage der seligen Königin 
Cuise, als im dichtgefüllten Dom zu Berlin am evangelischen Landes— 
bußtag vor dem Beginn des Krieges in tausendstimmigem Chor in 
ergreifender Weise der Gemeindegesang emporstieg: In allen meinen 
Thaten laß ich den Höchsten raten, der alles kann und hat — und was 
damals das Herz unseres Kaisers gesungen, wir haben es mitgesungen, 
was er gebetet, wir haben es mitgebetet: „Herr unser Gott, Du wollest 
mit uns sein, wie Du einst mit unsern Vätern gewesen bist!“ Was 
hätte damals über uns kommen können, wenn Er, der den Kriegen 
steuert in aller Welt, der Bogen zerbricht und Wagen mit Feuer ver— 
brennt, wenn Er nicht Wohlthaten uns hätte erzeigen wollen? Wenn 
Hhunger, Kummer, Jammer und Elend über uns gekommen wäre, was 
man uns drüben zugedacht? Und wenn dann die eisernen Würfel ihr 
blutiges Spiel begannen, aber, Gott sei's heute noch tausendmal gedankt, 
nicht auf unsern Fluren, sondern im Feindesland, wenn es fort ging 
bon Sieg zu Sieg, zur Kaiserkrönung und zum glorreichen Friedensschluß, 
so hat man es aus allen Telegrammen, die uns die freudigen Nach— 
richten brachten, und aus dem Jubel, den sie hervorgerufen haben, 
allezeit und allenthalben hat man es herausgehört und hindurchgefühlt: 
Wie soll ich dem Herrn danken alle Wohlthat, die er an mir thut? 
Als Wohlthat Gottes hat unser Kaiser allezeit jene Siege gerühmt, und 
wir mit ihm! Und wenn wir sagen, noch öfter hat unser Kaiser 
Helegenheit gehabt, die Wohlthaten Gottes zu erfahren, so müssen wir 
heute auch der Pfingstzeit des Jahres 1878 gedenken, als eine 
Schreckensnachricht unsere Herzen mit Entrüstung und Entsetzen erfüllte, 
als nichtswürdige Menschen dem edlen Leben unseres Kaisers ein Ende 
setzen wollten; als uns die Kunde mit Scham die Brust erfüllte, daß 
zum zweitenmale eine deutssche Hand nach der hehren Gestalt unseres 
Kaisers gezielt! War da nicht bei allem Schmerz und Schrecken ein 
sichtbares Wohlthun unseres Gottes dabei? Hat der Herr nicht den 
Schild seines göttlichen Schutzes über das teure Leben gehalten; die 
Menschen gedachten es böse zu machen, Gott aber gedachte es gut zu 
machen. Wie oftund wie warm hat es da wieder im Herzen unseres 
Kaisers geheißen, wie oft wird er das Wohlthun seines Gottes anerkannt 
und ausgesprochen haben: Wie soll ich dem Herrn vergelten alle Wohl— 
hat, die er an mir thut? VNehmen wir dazu noch die vielen, vielen 
Freuden, die unserem Kaiser zu teil geworden sind an Kindern und 
Kindeskindern, die Liebe und Verehrung, die ihm doch von einem 
zroßen Teil seines Volkes in aufrichtiger und herzlicher Weise entgegen—
	        
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