Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1910 (1910 (1911))

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Der Rothenberg als neuerbaute 
bayerische Festung. 
Als sich Bayern im Wiederbesitze des Rothenbergs 
sah, ward es ihm nicht nur Nützlichkeits- sondern auch 
Ehrensache, denselben nach damals neuen Grundsätzen, den 
Vauban'schen, zur Kriegsfestung umzubauen; allerdings 
dauerte es wegen Geldmangel noch ziemlich lange, diesen 
Plan auszuführen, denn erst 1729 begann der bewährte 
Ingenieur Obrist de Coquille unter Anwendung erprobtester 
Erfahrungen den Umbau der Festung, deren vorhandene 
Werke geschickt ausnützend, sodaß nach Vollendung des Baues 
der Rothenberg als mustergiltiges Vorbild, wie mittelalterliche 
Bollwerke wiederherzustellen sind, in den Augen aller Sach— 
verständigen galt und als Bellonas Schmuckkästlein gepriesen 
ward. Den Platz selbst, der sich auf wohlgebaute, zwanzig 
Fuß hohe Hohlräume lagerte, den Kasematten, — faßten 
die sechs Bastionen, Karl (nach dem Namen des Kurfürsten 
Karl Albrecht, des nachmaligen Kaisers Karl VII.), 
Amalia (genannt nach dessen Gemahlin Amalie, Tochter des 
Kaisers Josef T.), Schnaittach, Nürnberg (têto de Nuremberg), 
Kersbach und Glatzenstein — mit hohen Brustwehren ein, 
welche sich sechzig Fuß hoch aus der Sohle des Umfassungs— 
grabens erhoben. Die Kasematten waren unter sich mit 
bombensicheren Verbindungswegen versehen und enthielten 
eine Proviantsbäckerei, Wachtstube, Feldspital und Pulver— 
kammer. Sie gaben über 400 Mann Raum, waren mittelst 
Scharten wohl gelüftet und mit Rauchfängen hinreichend 
ausgestattet. Nur das Baumaterial an sich erwies sich in 
der Folge als Schalenkalkstein übel gewählt und allzurascher 
Verwitterung ausgesetzt. Die Sohle der Kasematten war 
vier Schuh tief in gewachsenen Felsen gehauen, und trotz des 
sie durchbohrenden Brunnens trocken. — Die Gebäude der 
Festung, die zwar nach festem Plane, aber je nach Erlangung 
des unumgänglichsten Baukapitals sich erhoben, bestanden aus: 
Zwei Kasernen, je 100 Fuß lang, 45 Fuß breit, mit 
dem Erdgeschoß drei Stockwerke bildend, und für unbeengtes
	        
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