Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1910 (1910 (1911))

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Schulen 
schulen beibehalten und der Unterricht deshalb täglich von O—12 Uhr vormittags erteilt werde. 
Die fernere Beibehaltung dieses dreistündigen Vormittag-Unterrichts in den J. Klassen wurde 
durch Regierungs-Entschließung vom 7. April 1908 in widerruflicher Weise genehmigt. 
Nachdem sich die Einführung der ungeteilten Unterrichtszeit während des Sommerhalb— 
jahres im allgemeinen bewährt hatte, wurde ihre Beibehaltung durch Regierungs-Entschließung 
bom 27. Dezember 1007 bis auf weiteres in den in Betracht kommenden Schulen auch fernerhin 
vährend des Sommerhalbjahres gestattet. 
Wegen Durchführung dieser Maßregel auch im Winter-Schulhalbjahr waren die An— 
ichten geteilt, denn man muß im Winter nicht nur mit den kürzeren Tagen, sondern auch mit dem, 
iur während der Wintermonate stattfindenden Präparanden- und Konfirmanden-Unterricht 
cechnen. Es hatte sich auch das Kgl. Konsistorium bereits gegen die Einführung der ungeteilten Unter— 
richtszeit ausgesprochen, weil es eine Beeinträchtigung des Religionsunterrichts befürchtete. 
Einverstanden war dasselbe erst dann, nachdem ausgesprochen wurde, daß die ungeteilte Unter— 
richtszeit nicht für das ganze Jahr eingeführt werden sollte. Durch Gesamtbeschluß vom 
28. Februar 1908 wurde bestimmt, für diese Angelegenheit vorerst einen Unterausschuß einzu— 
setzen, der in ständiger Fühlung mit den beiden Inspektionen sein müßte und die Aufgabe hätte, 
diese Angelegenheit noch genauer zu prüfen und geeignete Vorschläge zu machen. Dieser Aus— 
schuß trat jedoch nicht in Tätigkeit. Die Sache kam vielmehr erst wieder in Fluß, als bekannt 
wurde, daß die beiden humanistischen Gymnasien beabsichtigten, vom J. Februar 1910 an, wenig— 
stens in den 3 unteren Klassen, während des Winterhalbjahres die ungeteilte Unterrichtszeit 
einzuführen. Die beteiligten Inspektionen erklärten für die sämtlichen Klassen die Einführung 
der ungeteilten Unterrichtszeit an den höheren Mädchenschulen für möglich. In Anbetracht 
dessen, daß die Ansichten über den Wert und die Zweckmäßigkeit der ungeteilten AUnterrichtszeit 
noch sehr geteilte seien und daß die Einrichtung mit den Lebensgewohnheiten der Nürnberger 
Bevölkerung nicht im Einklange stehe, wurde von der Einführung vorerst abgesehen; es sollen 
oielmehr erst noch weitere Erfahrungen abgewartet werden. 
Die Einführung der ungeteilten Unterrichtszeit während des Sommers gab den Anlaß 
zur Einrichtung von Spiel-Nachmittagen,z, denn die ungeteilte Unterrichtszeit würde 
zünstige Wirkungen in gesundheitlicher Beziehung nur dann mit sich bringen, wenn die Schüle—⸗ 
rinnen veranlaßt würden, die freien Nachmittage möglichst in Spiel und Bewegung im Freien 
zuzubringen. In Erkenntnis dieser Sachlage wurden im Sommer 19007 versuchsweise im Schul— 
hofe Labenwolfstraße Spiel-NVachmittage eingerichtet. Die Beaufsichtigung übernahmen die 
Lehrer und Lehrerinnen der Anstalt im Wecdhsel freiwillig. 
Nach verschiedenen Anregungen und Erhebungen wurde durch Beschlüsse der beiden 
städtischen Kollegien vom 2. und 30. März 1900 die Einführung freier Spiel Nachmittage, welche 
auch im Winter weiter geführt werden, soweit es die Witterungsverhältnisse irgend gestatten, 
sowie die Aufstellung einer eigenen Spielleiterin an den beiden höheren Mädchenschulen geneh— 
migt. Die Spiele sollen an je 2 Nachmittagen von 528 AUhr und zwar für die Schülerinnen 
von der Labenwolfstraße Montag und Donnerstag auf dem Spielplatz an der Virchow— 
straße oder auf der Wöhrder Wiese, für die Schülerinnen von Findelgasse-Frauentorgraben 
Dienstag und Freitag auf der Wöhrder Wiese stattfinden. 
Beide Schulen benutzten im Sommer 10910 den Spielplatz auf der Wöhrder Wiese. Der 
Besuch war ein recht guter. Während der Herbst- und Winterzeit spielten bei trockenem Wetter 
die Schülerinnen vom Schulhaus Labenwolfstraße auf dem Spielplatz im Laufer Torgraben, 
die von Findelgasse-Frauentorgraben auf dem Spielplatz im Spittlertorgraben. Bei weniger 
günstigem Wetter wurden Spaziergänge gemacht, der Rodelsport, Eislauf usw. gepflegt. 
Handelsschule für Knaben. Über die allmähliche Auflösung der Handelsschule für Knaben 
siehe Verwaltungsbericht 1900 6. 505 ff. 1906 S. 690 ff. 1907 S. 626 ff. 1908 S. 633 ff. und 
—1909 S. 430.
	        
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