Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen und Wohltätigkeit
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IX. Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen
und Wohllktütigkeit.
1. Sparkasse.
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Allgemeines. Die städtische Sparkasse kann auch im Jahre 1911 über eine günstige
Fortentwicklung berichten.
Bei den Guthaben der Sparer trat eine Erhöhung von 33 745 563.14 MA auf
35 9603 826,74 A, also um 2218 263,60 A0 ein.
Die Zahl der Sparer stieg um 38853 gegen 4281 im Vorjahre und beträgt 84181.
Die gespannten politischen Verhältnisse im September des Berichtsjahres traten bei
der städtischen Sparkasse kaum in die Erscheinung. Nur einzelne Sparer zogen, durch
Zeitungsnachrichten beunruhigt und von der unbegründeten Angst beseelt, daß im Mobil—
machungsfalle der Staat die Hand auf die Sparauthaben lege, Erkundigungen ein oder ver—
langten ihre Guthaben zurück.
Wenn die Summe der Einlagen trotzdem nicht in dem Maße, wie in den früheren
Jahren gestiegen ist, so liegt die Ursache hierfür, abgesehen von der wirtschaftlichen Lage im
allgemeinen, einerseits in dem Wettbewerb auswärtiger Sparkassen, die durch fortgesetztes
reklamehaftes Anbieten eines Zinsfußes von 38/, und 400 eine Abwanderung von
Einlegern zu diesen Kassen verursachen, andererseits in dem Tiefstande der Kurse
für Wertpapiere, der manche Sparer veranlaßt, ihre Ersparnisse unmittelbar in höher ver—
zinslichen Wertpapieren anzulegen, eine Wahrnehmung, die insbesondere auch in die Er—
scheinung tritt, wenn seitens des Staates oder der Gemeinden neue Anlehen begeben werden.
Daß es auswärtigen Kassen möglich ist, Zinssätze in der vorbezeichneten Höhe zu
bieten, kommt daher, daß sie von ihren Hypotheken-Schuldnern höhere Zinsen verlangen und
selbst bis zu 900,0 ihres gesamten Vermögens in Hypotheken angelegt haben.
Diese nach den ministeriellen Grundbestimmungen für die bayerischen öffentlichen
Sparkassen an sich nicht zulässige, wenig flüssige Art der Vermögensanlage bietet allerdings
große Vorteile und verschont die Sparkasse mit den in den letzten Jahren so erheblich
gewordenen Kursverlusten; sie hat aber auch eine sehr bedenkliche Kehrseite, nämlich die, daß
in Zeiten außergewöhnlichen Geldbedarfs nicht genügend flüssige Gelder zur Verfügung
stehen oder mur unter Gefährdung der Existenz der Hopotheken-Schuldner
bereit gestellt werden können.
Es ist daher nicht nur für die Sparer, sondern auch für die Hypothekensuchenden
von nicht zu unterschätzender Bedeutung, wie die Sparkasse ihr Vermögen angelegt hat.
Ein Vergleich in dieser Hinsicht fällt sehr zu Gunsten der städtischen Sparkasse
Nürnberg aus und ergibt, daß für kritische Zeiten hinreichend vorgesorgt ist. Diese ständige
Bereitschaft bewirkt aber auch, daß der Zinsgewinn der Sparkasse ein sehr mäßiger (nur
0,650,0) ist, sodaß im Hinblick auf die notwendige Verstärkung der Sicherbeitsrücklage ein
höherer Einlagenzins nicht gewährt werden kann.
Der Reingewinn zu 297 382,58 A ist im ganzen Betrage der Sicherheitsrücklage
überwiesen worden. An die Unternehmerin flossen lediglich die im Reingewinn nicht ent—
haltenen Zinsen der Sicherheitsrücklage zu 74403,02 M, wie seit vielen Jahren schon.
Die Höhe des Reingewinns ist auf erhebliche, lediglich buchmäßige Kursgewinne
zurückzuführen.