,
- m
L”
Mie aber die Gnade Gottes durch die wunderbare Bes
rufung des Mannes, deffen dreihundertjährigen Todestag wir
Heute begehen, fich verherrlicht hat, fo nicht minder durch feine
gefegnete Wirkfamfkeit. Denn er gehört in erfter Linie mit
zu Denen, „welche ung das Wort Sottes gefagt haben“.
Mit welder Spannung man in Wittenberg feiner Ankunft
entgegengefehen hatte, und welde Erwartungen man von ibm
heate, das mag fhon aus dem Umftande gefchfoffen werden,
daß man felbfit die Stunde feines Eintreffens Der Aufzeich-
nung werth geachtet und der Nachwelt überliefert hat: am
25. Auguft 1518 Nachmittags 1 Uhr betrat er daS neue
große Arbeitsfeld, welches Der Herr ihn angewiefen Hatte,
Die unanfehnlidhe äußere Erfheinung des {Hwächlichen Mannes
fieß faum ahnen, "welche Schäue der Weisheit und Erkenntniß
er in fi& barg, wenngleich in der hohen Stirn, auf welcher
die Weisheit thronte, und in dem KFaren blauen Auge, in
weldjem der Himmel fi füpiegelte, ihm au ein äußerer Em-
pfehlungsSbrief von Dem, der feine Knechte fendet, mitgegeben
war. As er nun aber fein öffentliches Amt mit einer treffs
lichen Nede angetreten hatte, da fielen ihm alsbald alle Herzen
zu, und c8 bildete fih namentlich zwijchen Luther und ihm
fofort jenes innige Freundfhaftsverhältnig, welches von {0
aroßem Einfluß auf den gefegneten Fortgang des Reformations$:
werfes gewefen ift. Denn von jeßt an hörte man zwei
außerordentlide Männer aus einem Munde FJefum Chriftum
al8 unfern einzigen Mittfer und Heiland vor den Menjhen
hefennen, und ihnen fein Tauteres Evangelium empfehlen.
Gebt hatte‘ der Mann mit dem DdurHdringenden Scharfbli
an Melanchthons unermüdlidjem Forfhungsgeift eine neue