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bald nach Ostern 1864 verbot es ihm der Arzt. Noch konnte er kleine
Spaziergänge in dem Seminargarten und in der Anlage machen; bald
war ihm auch dies unmöglich und er sah sich nur noch auf das
Zimmer beschränkt, endlich ganz an das Bett gefesselt. Oft saß Ver—
fasser an demselben, durch ermutigende Zusprache in Haag die Hoffnung
auf Genesung zu bestärken. Aber er wies hinauf zu jenen lichten
Höhen, wo höhere Erkenntnis und ungestörter Friede wohnen. Am
23. August nahm ich von ihm Abschied. Ich reiste über Stuttgart,
Köln, Leipzig nach Dresden und sagte ihm, daß ich sieben Wochen aus—
bleiben werde. Er antwortete heiser, daß ich ihn dann hier nicht mehr
sehen werde. Tief ergriffen trennte ich mich von dem edlen treuen
Kollegen und Freund. Ich sollte ihn wirklich in dieser Welt nimmer wie—
dersehen. In Dresden traf mich die Nachricht, daß Haag am 16. Sep—
tember gestorben und seinem Wunsche gemäß in Schwabach beerdigt
worden sei. So ruht er nun schon 20 Jahre in Gottes Erde, der im
Leben klare, selbstdenkende, mitfühlende und willensstarke Mann. Haag
war ein tüchtiger Schulmann, ein gewissenhafter, pflichteifriger Lehrer,
hesonders ein guter Methodiker und geschickter Disziplinator. Er hat
als Lehrer in seiner Schule, er hat als Musiklehrer im Seminar Vor—
zügliches geleistet. Und doch hat er sich nie genug gethan. Immer tiefer
suchte er zu forschen, immer mehr die Rätsel der Welt zu ergründen. Dabei
war er ein ehrlicher, gerader Mann und ein wahrer Freund der
Volksschule und der Volksschullehrer. In ihrem Kreise fühlte er sich
wohl, ihrem Vereine gehörte er von Anfang an. Dafür schätzten sie
ihn aber auch hoch und waren ihm von Herzen zugethan. Sein Andenken
bleibt in Ehren.
7) Christian Friedrich Hübscher,
geb. zu Mainstockheim in Unterfranken, x am 21. März 1874.
Hübscher empfing seine Ausbildung am hiesigen Seminar in
den Jahren 1829 1831 (gleichzeitig mit Kleist). Sein mit bestem
Erfolg gekröntes Studium fand dadurch thatsächliche Anerkennung, daß
er gleich nach seinem Austritt die Verwesung einer großen Schulklasse
zu Heroldsberg übertragen erhielt. In den zwei Jahren seines dor—
tigen Aufenthaltes erzielte er nicht bloß sehr günstige Resultate in
seiner Schule, sondern er arbeitete auch so fleißig an seiner Fort—
bildung, daß er 1833 seine Anstellungsprüfung mit der Note J bestand
und seiner vorzüglichen Befähigung wegen noch im genannten Jahre