Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1917 (1917 (1919/20))

Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen, Wohltätigkeit 
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Markthalle geräumt werden. Die Räumung erwies sich als notwendig, weil der Schlachthof 
die Hallen zum eigenen Gebrauch benötigte und weil das Rauhfutter dem Verderb in den 
Hallen ausgesetzt war. Die Hallen wurden teilweise zum Einstellen von Schlachttieren, 
Schweinen usw. verwendet und das von diesen Tieren abgesonderte Sekret erzeugte Säure⸗ 
dämpfe, welche auf das Futter ungünstig einwirkte. Die eingelagerte Menge, ungefähr 
4000 Ztr., wurde den hiesigen Tierhaltern wiederholt vergeblich zum Kauf angeboten. Erst 
als die anhaltende Trockenheit im neuen Erntejahr zu einer bedrohlichen Rauhfutterknappheit 
führte, wäre ihnen das Heu genehm gewesen. Inzwischen war es freilich an außerbayerische 
Kommunalverbände abgesetzt worden. Die Abnehmer, die Kommunalverbände Frankfurt a. M., 
Leipzig, Dresden und Essen bezahlten nicht nur den verlangten Preis, sondern sie erklärten 
sich auch zur Übernahme der Verladekosten bereit. 
15. Nürnberg-Fürther Gesellschaft für Volksernährung m.b. H. 
Allgemeines. Die Nürnberg-Fürther Gesellschaft für Volkser— 
nährung m. b. H. GG. E. G.) wurde am 17. Juli 1915 gemeinsam von den Stadt— 
magistraten Nürnberg und Fürth, der Handelskammer Nürnberg und dem Handels⸗ 
gremium Fürth in Nürnberg ins Leben gerufen. Um ihr jenes Maß von Unabhängigkeit 
und Beweglichkeit zu sichern, welches Unternehmungen mit kaufmännischen Zielen zur ersprießlichen 
Arbeit benötigen, machte man die Gründung nicht zu einem städtischen Betriebe, sondern man 
gab ihr als privater Unternehmung mit gemeinnützigen Zielen die Verfassung einer 
Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Zu dem auf 100000 6 bemessenen Gesellschaftskapital, 
von dem ein Viertel sofort einzuzahlen war, trugen bei: der Stadtmagistrat Nürnberg 
60 000 A, der Stadtmagistrat Fürth 20000 X6, die Handelskammer Nürnberg 16000 M 
und das Handelsgremium Fürth 4000 MA. Da das Geschäft natürlich viel bedeutenderer 
Betriebsmittel bedurfte, so wurde der Gesellschaft unter Bürgschaft der Stadtmagistrate 
Nürnberg und Fürth ein Bankkredit von 1000000 6 eröffnet. 
Im Jahre 1917 rückten die Versorgungszustände und die damit zusammenhängende 
Begrenzung der Wirksamkeit der Gesellschaft den Plan nahe, das Vertragsverhältnis auf— 
zulösen. Das geschah späterhin in der Weise, daß der Stadtmagistrat Nürnberg die Anteile 
der übrigen seitherigen Gesellschafter käuflich erwarb. Die Stadtverwaltung Fürth empfing durch 
Auseinandersetzung 45 216,08 “M mit der Auflage, diese Summe zur Abgabe von billigen 
Lebensmitteln an die bedürftige Bevölkerung zu verwenden. 
Die Gesellschaft hatte ursprünglich nach den Satzungen die Aufgabe, die Städte Nürnberg 
und Fürth, insbesondere die minderbemittelten Klassen, mit Nahrungsmitteln und sonstigen 
Gegenständen des täglichen Bedarfs zu angemessenen Preisen während der Kriegszeit und 
soweit nötig darüber hinaus zu versorgen und ungerechtfertigte Verteuerungen soweit als 
möglich hintanzuhalten. Es erstreckte sich demgemäß am Anfang die Tätigkeit auf die 
Beschaffung und Veräußerung insbesondere von Kartoffeln, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, 
Eiern, Fettwaren, Molkereiprodukten, Fischwaren, Kolonialwaren, Mühlenfabrikaten und 
verwandten Erzeugnissen. 
Als Geschäftsgrundsatz wurde der Gesellschaft vorgezeichnet, ausschließlich 
gemeinnützig, jedoch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu arbeiten. An dem 
Reingewinn sind die Gesellschafter in Höhe einer 40/ igen Verzinsung des eingezahlten 
Kapitals beteiligt, der Rest des Gewinnes ist zur Verbilligung der Waren zu benützen 
und soweit er hiefür nicht aufgebraucht wird, einem Reservefonds zuzuführen, dessen Bestand 
schließlich bei Beendigung des Betriebes zu gemeinnützigen Zwecken zu verwenden ist. 
Der erste Aufsichtsrat bestand aus folgenden Herren: Oberbürgermeister 
Dr. Geßler, Nürnberg, 1. Vorsitzender, 1. Bürgermeister Dr. Wild, Fürth, 2. Vorsitzender,
	        
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