Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen, Wohltätigkeit
milch nach Nürnberg verfrachten. Während vor dem Kriege nur 15 Molbkereien relativ
geringe Mengen Milch nach Nürnberg lieferten, wurden im Kriege auf dem Zwangswege
nun 80 neue Molkereien veranlaßt, täglich rund 38000 Liter Milch nach Nürnberg zu
verschicken. Die auf den Hauptbahnlinien entferntest gelegenen Stationen waren Vorbach
mit 85, Straßkirchen mit 154, Wertingen mit 115, Gundelfingen mit 116, Zumhaus mit 72
und Iphofen mit 75 km Entfernung.
Hätten die neu anliefernden Molkereien auch brauchbare Milch geschickt, so hätte
die Milchversorgung der Stadt Nürnberg als relativ befriedigend bezeichnet werden können.
Es ist aber allgemein üblich, daß die an die Buttermolkereien anzuliefernde Milch vom
Stalle weg keinerlei Behandlung durch Abkühlen, entsprechende Aufbewahrung und Seihen
erfährt. Sie bleibt beim Landwirt vollständig unbehandelt und warm stehen und wenn man
bedenkt, daß diese Milch in der Regel erst nach 2 bis 20 Stunden bei der Molkerei
angeliefert wird, oft einen stundenlangen Transport auf der Landstraße zurücklegen muß und
Morgen- und Abendmilch oft gemischt wird, so kann es nicht wunder nehmen, daß bei den
zahlreichen Kontrollen und Untersuchungen die Milch bei Ankunft in der Molkerei in der
Regel schon mehr oder weniger sauer war. Ein Teil der Milch wurde nach Ankunft in der
Molkerei 'in der Regel sofort auf einen Wagen verbracht, oft auf stundenlangem Wege nach
der Bahnstation gefahren, dort der Sonne ausgesetzt und dann auf langem Eisenbahntransport
dem Milchbahnhof in Nürnberg zugeführt. War die Milch schon in der Molkerei nicht
mehr gut, so mußte sie bis zur Ankunft in Nürnherg vollends verderben.
Die Buttermolkereien, die nur gezwungen Milch nach Nürnberg lieferten, nahmen
keine Veranlassung, auf zweckentsprechende Behandlung der Milch durch die anliefernden
Landwirte zu dringen. Sie waren in der Regel als Buttermolkereien auch nicht darauf
eingerichtet, die Milch in der Molkerei noch einer angemessenen Behandlung zu unterziehen.
Die sauere und angesäuerte Milch hätte pasteurisiert und dann tief gekühlt werden müssen.
Teils fehlte es aber an geeigneten Pasteurisierungseinrichtungen, teils an Kühlwasser, teils an
Personal und fast überall an gutem Willen zu dieser Arbeit. Produzenten und Molkereien
waren an der Lieferung von Frischmilch nach Nürnberg nicht interessiert. Auch bei den
Milchsammlern ließen die Verhältnisse viel zu wünschen übrig. Nach den Feststellungen
wurde die Milch von den Produzenten angeliefert nach Vorkühlung der Milch im Keller
bei 22 Sammlern, in Schäffern bei 4, in sogenannten Schwemmen bei 11, in gemeindlichen
Schwemmen bers, ungekühlt bei 29, kuhwarm bei 31 Sammlern. AUber die Betriebseinrichtungen
zur Frischerhaltung der Milch in den Molkereien und bei Sammlern wurde folgendes fest⸗
gestellt: versehen waren mit Tiefkühleinrichtung 32 Molkereien und 1 Sammler, mit Ring⸗
kühler und Anschluß an eine Wasserleitung 25 und 8, mit Ringkühler und Anschluß an Pump-
brunnen 25 und 9, mit Schwemmen und Anschluß an Pumpbrunnen 3 und 2, mit Schwemmen
und Anschluß an laufendes Wasser 4 und 20, mit Kühlung in Schäffern 2 und 5, ohne jede
sKtühlvorrichtung waren 4 Molkereien und 55 Sammler.
Im Milchbahnhof wurden durch 21 423 Milchprobeentnahmen 6740151 Milch
voruntersucht und hiervon 178 2071 — 26,50/0 sauer befunden. Es ist aber dabei zu beachten,
daß sich diese Untersuchung im allgemeinen nur auf solche Milch erstreckte, die erfahrungs-
gemäß in besserem Zustande hier ankommt und bestimmt war, wenn möglich ohne Behandlung,
in frischem Zustand in den Verkehr gebracht zu werden.
Bei der Kannenkontrolle wurden von 1997 geprüften Kannen 1902 beanstandet.
Von 261 Läden und Molkereien wurden bei der Geschäftskontrolle 54, von 144 Straßen-
geschäften 35 beanstandet. Innerhalb der Untersuchungsanstalt wurden 11878 Milchunter⸗
suchungen vorgenommen. Die Untersuchung erstreckte sich hauptsächlich auf solche Milch,
welche als Rohmilch und als Kindermilch verkauft wurde. 177 Beanstandungen führten zu
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