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Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen, Wohltätigkeit
backen; am 31. Mai 1917 wurde von 111 Betrieben für 179 Bäcker, am 1. Juni 1917 von
114 Betrieben für 187 andere Betriebe mitgebacken. Im Laufe der Zeit verschwanden so
239 Betriebe. Die Vergütung, welche für das Backen des Brotes bezahlt werden mußte,
wurde vom Stadtmagistrat im Benehmen mit der Innung festgesetzt.
Mehl⸗ und Brotpreis. Die Mehlpreise, welche die Stadt für das von ihr
abzugebende Mehl festsetzte (Preis für 100 kg franko Bäckerhaus, ohne Sack, netto
eingewogen), ergeben sich aus folgender Tabelle.
Ab
Weizenmehl
Roggenmehl
45,- für 55 00
I.— für 80
36,— für Brotmehl
45, — für 55 /
1,— für 80 u. 82 0/0
36,— für Brotmehl
3750 für d4
37.2 für 94 o
58.— für 4 03
37,— f. ——
65,20 für 40 00
Diese Tabelle zeigt, daß die Preise im allgemeinen eine steigende Tendenz
haben. Dies erklärt sich daraus, daß alle Produktionskosten in die Höhe gingen. Insbesondere
war es der Frühdrusch im Sommer 1917, welcher der Gemeinde in Bezug auf Lagerung,
Behandlung, Verzinsung, Kapitalsanlage usw. ungeheure Lastken auferlegte, welche in die
Hunderttausende gingen. Das Bestreben der Stadt Nürnberg war, aus der Brotversorgung
keinerlei Gewinn zu ziehen, aber auch keine Verluste eintreten zu lassen, die doch wieder die
Allgemeinheit in Form einer Steuererhöhung getroffen hätten. Wir waren daher gezwungen,
jedes Mißgeschick, das der Reichsregierung in Bezug auf Preispolitik des Getreides unterlief,
im Mehlpreis unserer Bevölkerung fühlbar werden zu lassen, wir haben aber stets das
Menschenmögliche getan, um die Preise der Bevölkerung gegenüber möglichst stabil zu
halten und der Bevölkerung die gröbsten Ungerechtigkeiten zu ersparen, es ging aber leider
nicht an, eine selbständige vernünftige Preispolitik zu treiben. Auch die sonstigen
Produktionskosten der Stadt gingen in die Höhe. Die Zahl der Arbeiter stieg durch
den Frühdrusch; die Löhne der Arbeiter und der beamteten Angestellten stiegen durch
Teuerungszulagen außerordentlich, die Mühlen verlangten höhere Mahllöhne usw. Alle diese
Erhöhungen äußerten sich im Mehlpreis.
Bei dem Brotpreis vertrat die Stadt den Standpunkt, daß der Bäcker Deckung
seiner Spesen und einen entsprechenden Gewinnanteil erhalten muß, die Spannung zwischen
Mehlpreis und Brotpreis also so hoch sein muß, daß der Bäcker es noch rentabel findet,
überhaupt Brot zu backen, auf der anderen Seite zwang uns aber die Not der Zeit dazu,
das wichtigste Lebensmittel, das Brot, möglichst billig abzugeben, diese Spannung also
möglichst niedrig zu halten. Dies ist uns auch dank verschiedener Maßnahmen der Mehl—
verteilungsstelle und des Entgegenkommens der Bäcker gelungen. Der Preis war für
1BSSchwarzbrot vom 18. Dezember 1916 ab 19 8, vom 31. Oktober 1917 ab 22 8,
der Preis für I Semmel zu 40 9 betrug vom 9. Februar 1915 ab unverändert 3 33; erst
ab 31. Oktober 1917 durften 4 4 gefordert werden.
Abrechnung. Näheres über die finanzielle Seite der Mehl- und Brotversorgung
in dem demnächst erscheinenden 2. Band des Werkes von Rechtsrat Dr. Dr. Weiß: „Die
Versorgung der Stadt Nürnberg mit Getreide, Mehl und Brot im Weltkriege“.
11. Dezember 1916
Ab
— *
36,— für 82 /0
Gerstenmehl
A
41.— für 70 0/0