Fenstermaßwerke einer teilweisen Erneuerung und Ergänzung
unterzogen. Letztere mußte natürlich dort unterbleiben, wo
nach der Verstümmelung der Maßwerke wertvolle Glasmalereien
angebracht worden waren. Vom Figurenschmuck der Pfeiler
gelangten die Statuen der Maria mit Kind und des Christophorus
als Nachbildungen der schadhaften Originale zur Aufstellung,
die Figuren Luthers und Melanchthons wurden neu geschaffen.
Auch der Humor kam an St. Sebald zu seinem Rechte, indem
mehrere zur Bauhütte in näherer Beziehung stehende Personen
als Vorbilder für Wasserspeier dienten.
Um den Zugang zur Seitenschiffgalerie zu ermöglichen,
mußte das am nördlichen Turm angebaute Treppentürmchen
um ein Stockwerk erhöht werden. An Stelle des schadhaften
aus Backsteinen aufgemauerten oberen Abschlusses trat nunmehr
ain Steinhelm mit krönender Kreuzblume. Innerhalb des Dach-
raumes wurde ein neuer Zugang zu der am Westgiebel ange-
jrachten Sängerempore geschaffen und der ebendort befindliche
äußere Fachwerkaufbau entfernt. Gelegentlich dieser Vornahmen
zeigte es sich, daß die Triforien der Mittelschiffwände durch
die beim Umbau des Seitenschiffes erfolgte Erhöhung der
Gewölbe unzugänglich geworden waren und daß man daraufhin
in den tiefer liegenden Gewölbezwickeln neue Zugänge ge-
schaffen hatte. Durch diese in den Achsen der Pfeiler vorge-
aommenen Ausbrüche waren naturgemäß die Tragmauern auf
das bedenklichste geschwächt worden, sodaß man sich bei den
Wiederherstellungsarbeiten leider gezwungen sah, die heute nicht
mehr benötigten Zugänge zu den Triforien zuzumauern,
Von den ehemals die Hochschiffwand stützenden roma-
nischen Strebebögen zu beiden Seiten des mittelsten Fensters
waren die Ansätze und der Querschnitt noch erkenntlich,!)
Eine Erneuerung konnte jedoch nicht in Frage kommen, Kines-
teils waren nicht genügend Anhaltspunkte für eine einwandfreie
Rekonstruktion gegeben und andererseits würden die romanischen
1) Über romanische Strebebögen, welche verhältnismäßig selten vor-
kommen, s. Dehio und v. Bezold, die kirchliche Baukunst des Abendlandes,
S. 534, die Strebepfeiler in Limburg a. Lahn a. a. O. Taf. 178 und 224
and Förster Denkmäler deutscher Baukunst, Bd. ı. S. 25.