ler Anlage und die Ausschmückung mit einem einst im ersten Stockwerke vor-
springenden Erker deckt sich mit den alten Rathausresten in Prag und Kaaden, wo
beide Details in gleicher Auffassung begegnen und gleichfalls gegen die Hauptkirche
der Stadt hinschauen. Nach Prag weist auch die Erkerkapelle des Collegium
Jagellonicum, dessen von vier Gebäudeflügeln eingeschlossener Hof mit den im
Zellengewölbe geschlossenen niedrigen Säulengängen, sowie mit den Thür- und
Fensterbildungen durch das Ineinanderspielen spätgotischer und Renaissancemotive
ungemein malerisch wirkt; denn die gleichfalls im ersten Stockwerke vortretende
ürkerkapelle des Prager Carolinums, dessen einen viereckigen Hof einschliessende
Gebäudeteile sonst vollständig umgebaut wurden, ist nur reicher als die Krakauer
»ehandelt. Da das Collegium Jagellonicum seine heutige Gestalt vornehmlich der
ıach dem Brande von 1492 aufgenommenen Bauführung dankt und als Universitäts-
bau gewiss in einem damals schon bestehenden, als Muster geltenden Universitäts-
zebäude sein Vorbild haben muss, so scheint die Annahme, man habe, wie einst
ür die Gründung der Krakauer Universität die Prager Hochschule, am Ausgange
des 15. Jahrhunderts für einen Neubau der ersteren die Anlage der letzteren zum
Vorbilde genommen, um so näher zu liegen, als gerade damals der Jagellone
Wladislaw II. Böhmen beherrschte, in Prag residierte und hier wie anderwärts im
Lande eine beachtenswerte Bauthätigkeit entfaltete. Die hochoriginelle Tuchhalle,
‚on Kasimir dem Grossen gegründet und nach einem Brand im 16. Jahrhundert
rasch wieder in Stand gesetzt, bietet im Grundstocke der Anlage noch das Mauerwerk
les 14. Jahrhunderts und in den nach dem Innenraume von beiden Seiten sich
öffnenden Kramständen gotische Wölbungsreste; die Strebepfeiler an den Längs-
mauern und die gotischen Thorbogen gehören dem ersten Baue an, indes die an
den Stirnseiten angelehnten Freitreppen gleich dem Giebel- und Dachaufbaue später
hinzukamen. Dass deutsche Kunst auf die Herstellung dieses Gebäudes, durch
welches Jahrhunderte lang ein besonders mit Deutschland schwunghaft betriebener
Handel flutete, einen gewissen, näher nicht mehr bestimmbaren Einfluss genommen
haben mag, ergibt sich als eine nahezu selbstverständliche Vermutung. Der schönste
Rest der Krakauer Befestigungswerke, welche einst sieben mit grösseren Türmen
zeschützte Thore und 31 in die doppelte Ringmauer gleichmässig verteilte kleine
Türme zierten und ein gemauerter Graben umschlossen, bleibt das 1498 unter
Johann Albrecht vollendete Florianithor. Der etwas mehr als halbkreisförmige, drei-
geschossige Vorbau, den sieben abwechselnd rund und achteckig gemauerte Türmchen
zrönen, besitzt über einer in schwachen Blenden und tiefen Nischen gehaltenen
Arkadenstellung eine auf Konsolen ruhende Innengalerie und erhielt durch den
massiven viereckigen Thorturm gegen die Stadt hin noch eine besondere Verstärkung.
Der Gedanke, welcher diesem befestigten Verteidigungswerke zu Grunde liegt, begegnet
etwas modifiziert in dem fast gleichzeitigen Görlitzer Kaisertrutz oder in den einfacher
gehaltenen Thortrümmern der südmährischen Stadt Strassnitz, also wieder in Anlagen
des Westens. Da gerade in den Hauptgebieten des deutschen Backsteinbaues Thor-
oauten und Türme verwandter Anlagen sich erhielten, so scheint auch bei dem
zleichfalls im trefflichsten Backsteine ausgeführten Florianithore wie bei mehreren
Krakauer Kirchenbauten ein Einfluss von dieser Richtung her nicht ausgeschlossen.
Nicht minder als in den Schöpfungen der Architektur, aus welcher unter
Sigismund I. die zu frischem Leben nicht mehr fähigen Triebe einer in verlotternder
Willkür ersterbenden Spätgotik durch die edle Einfachheit italienischer Renaissance