Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Holzschliff gewinnt. Der Völter’sche Schleifapparat, der seit 1865 allge- 
meiner bekannt geworden ist, hat wegen seiner vorzüglichen Wirkungs- 
weise ebenso schnell und in gleich ausgedehnter Weise Anwendung gefun- 
den, als das auf demselben erzeugte Fabrikat, welches in ungeheuerer Menge 
verbraucht wird. 
Dem Holzschliff stehen die Fasern gegenüber, welche durch Zersprengen 
der Zellen in Folge Einwirkung chemischer Agentien auf sog. chemischem 
Wege hergestellt sind, den Namen Zellulose führen und unbedingt vor dem 
ersteren den Vorzug verdienen, da sie in ihren Eigenschaften den Flachs- 
fasern bedeutend näher liegen. Sie‘ werden entweder durch Kochen mit 
Natronlauge (Natronzellulose) oder neuerdings nach einem neuen patentierten 
Verfahren durch Behandlung mit sauren schwefligsauren Salzen namentlich 
Kalk und Magnesia (Sulfitstoff oder nach dem Patentinhaber Mitscherlich- 
Zellulose) gewonnen und in sehr grossen Mengen auch zu feineren Papieren 
verbraucht, da sie sich entweder gar nicht oder nur sehr wenig bräunen. 
Endlich muss hier noch ein Rohmaterial erwähnt werden, dem voraus- 
sichtlich als Hadernsurrogat eine grosse Rolle zufallen wird, da es in hohem 
Grade alle für die Papierbildung erforderlichen Eigenschaften besitzt, näm- 
lich die Faser der in Algier und den Hochebenen Spaniens in ungeheuerer 
Menge wildwachsenden zu den Gramineen gehörenden Stipa tenacissima und 
Lygeum spartum, welche unter. dem Namen Alfa, Sparto oder Esparto ein- 
geführt und nunmehr auch auf deutschem Boden in einer grossen Anlage zu 
Bernburg für die Papierfabrikation zubereitet wird. Letztere Anlage präpariert 
jährlich 7 Millionen Zg Alfa, während der Verbrauch in Frankreich und Eng- 
land sich bereits auf 314 Millionen %g beziffert. Zur Gewinnung der Faser 
wird das Rohmaterial einige Stunden bei einem Druck von 2 bis 3 Atmo- 
sphären mit Natron gekocht und darauf im Holländer zerfasert und mit 
Chlorkalk gebleicht. 
Welche Ausdehnung die Papierfabrikation gewonnen hat, mag daraus 
hervorgehen, dass im Jahre 1878 in Europa und Nordamerika die Produk: 
tion über 852,950,000 &g betrug. Es kamen nämlich 
auf Deutschland . . . . 244,300,000 kg 
Nordamerika‘ ....... . 213,500,000 ,, 
Grossbritannien „2... 168,200,000 ,, 
Frankreich .. ......... 134,700,000 ,, 
Oesterreich-Ungarn .. 92,250,000 ,, 
 852,950,000 Ag 
Deutschland produziert demnach von allen Ländern die grösste Menge 
Papier und gebraucht dazu ausser einem unbestimmten Quantum von Jute-, 
Nessel-. Chinagras- u. Ss w. Fasern, sowie Erden, Harz, Stärke etc.: 
3,326,000 Zentner Hadern 
1,600,000 „ Holzschliff 
540,000 Strohstoff 
120.000 „ Holzzellulose
	        
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