Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Lindenberg 30 Fabrikanten die Strohhut-Fabrikation betreiben und Lindenberg 
mit Umgegend jährlich wohl eine Million Strohhüte auf den Markt bringt. 
In Schwaben überhaupt befanden sich (1875) 179 Betriebe von 319 im 
yanzen Königreich also mehr als die Hälfte. Ausserdem hat die Strohhut- 
Flechterei noch in der Pfalz mit 105 Betrieben eine ansehnliche Ausdehnung 
yewonnen, seitdem in Kaiserslautern (1855) eine Schule für Strohflechterei 
errichtet ist. — Die Zahl der in Bayern vorhandenen Betriebe für Geflechte 
aus Holz, Stroh, Bast und Binsen beträgt 1180 etwa gleich dem achten 
Teil sämtlicher Betriebe des deutschen Reiches, welche sich auf 8980 be- 
ziffern. — Dieser bedeutenden Ausdehnung entsprechend bot die Ausstellung 
mit 14 Ausstellern, darunter 6 mit Strohhüten, leider nur ein sehr schwaches 
Bild, von dem, was Bayern auf dem Gebiete der Flechterei insbesondere 
der Strohhutflechterei leistet, was um so mehr zu bedauern, als sich für 
diese Industrie der Export sicher noch beträchtlich steigern könnte. 
Ein wichtiger Teil der Textil-Industrie ist ferner die Wirkerei. Die- 
selbe gehört in Bayern zu den eingewanderten Industrien, soweit sie mit 
Maschinen und nicht als Handarbeit ausgeübt wird, da die letztere schon 
längst vor Einführung der Maschinenwirke bekannt war und häuslich 
detrieben wurde. Die Zeit der Einführung fällt mit der Einwanderung der 
Protestanten zusammen, von denen ein Teil Strumpfwirker war und sich 
1686 in Schwabach und Erlangen niederliess, wo sich französische Strumpf- 
Wirkereikolonien bildeten, von denen aus das von ihnen betriebene Gewerbe 
sich nach und nach über ganz Deutschland verbreitete. Sie brachten den 
von einem englischen Pfarrer Lee (1589) erfundenen Strumpfwirkerstuhl 
und damit eine Grundlage für das neue Gewerbe mit, auf der sich das 
letztere nicht nur bald sehr ausdehnen sondern auch dauernd erhalten sollte. 
[m Jahre 1805 waren in Erlangen allein 580 Stühle mit 340 Meistern und 
ebensoviel Gehülfen im Gange, welche jährlich zirka 20,000 Dutzend 
Strümpfe anfertigten. Auch in Fürth, Nürnberg und München war dieser 
Industriezweig in Aufnahme gekommen. In Nürnberg und Fürth arbeiteten 
1826 etwa 300 Stühle mit 100 Meistern, in Schwabach aber allein 400 
Stühle mit 260 Meistern. Die Statistik vom Jahre 1875 ergiebt 
in Bayern = 2933 Hauptbetriebe mit 1139 Wirkstühlen 
im deutschen Reich — 34867 „ „43234 » 
und zeigt in Bayern ein auffallendes Verhältnis zwischen Betrieben und Stühlen. 
8. Bürsten und Pinsel. Die Fabrikation von Bürsten und Pinseln 
aller Art wird schon in Bayern seit jeher mit grosser Ausdehnung betrieben 
und ist so ziemlich über das ganze Land verbreitet, wenn zwar mit dem Haupt- 
sitz in München, Erlangen und Nürnberg und in der Pfalz (insbesondere 
Bamberg). Es ist nur insofern eine Teilung vorhanden, als die gewöhn- 
lichen Bürsten für den Hausgebrauch von Bürstenmachern angefertigt 
werden, die über das ganze Land so gleichmässig verteilt sind. dass überall der
	        
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