Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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In erster Linie zeigt diese Tabelle an Zahlen etwas, was zu ver- 
muten war, nämlich das ungeheuere Uebergewicht Preussens und Sachsens 
in der Verwendung motorischer Kräfte beim Bergbau, sowie im Hütten- 
und Salinenwesen, in welchen Industrien Preussen 45 mal und Sachsen 
2'/a mal so viel Pferdestärken benötigt als Bayern, ein Uebergewicht, 
welches durch den gewaltigen Reichtum Preussens und Sachsens an ver- 
hüttbaren Erzen und förderbaren Steinkohlen, ganz natürlich ist. Ferner 
lässt die Tabelle erkennen, dass —- gewissermassen eine Folge dieses Ueber- 
gewichts — in der Gruppe der Metallverarbeitung Preussen in der Ver- 
wendung von Kraftmaschinen Bayern noch ganz erheblich überragt, während 
Sachsen mit Bayern im richtigen Verhältnisse steht, obwohl eigentlich an- 
genommen werden müsste, dass auch Sachsen noch im Uebergewicht stehe. 
— Ebenso tritt im Maschinenbau der Gebrauch Bayerns an motorischer 
Kraft quantitativ gegen Preussen und Sachsen zurück, während in der 
chemischen Industrie Bayern mit Preussen fast genau gleich aber weit 
über Sachsen steht. Dann zeigt es sich, dass Bayern in der Textil-Industrie 
Preussen bei Weitem überragt, aber trotz der grossen Ausdehnung hinter 
Sachsen zurückbleibt; in der Holzindustrie wird Bayern weder von Preussen 
noch Sachsen erreicht. — Im Baugewerbe ragt wieder Preussen weit über 
Bayern hinaus, hauptsächlich deshalb, weil in Preussen allein 2284 Pferde- 
stärken von den Zimmerern und 2590 von den Bau-Unternehmern gegen- 
über 275 in Bayern in Anspruch genommen werden. 
Im deutschen Reiche mit rund 45‘000,000 Einwohnern stehen als 
motorische Kräfte in Verwendung 1‘055,750 Pferdestärken, davon kommen 
auf Bayern 68,430, also rund 6!/2 Prozent, während der Bevölkerungszahl 
entsprechend auf Bayern 11 Prozent kommen müssten. Sieht man jedoch 
von der durch das Hüttenwesen herbeigeführten grossen Ausdehnung der 
Industrie in den nördlichen deutschen Staaten ab, so stellt sich heraus, 
dass in Bayern die Anwendung motorischer Kräfte und die damit betreib- 
baren Industrien dem ganzen Reich gegenüber in einem entsprechenden Ver- 
hältnis sich befindet und dass die Industrie, so weit sie mit den Motoren 
zusammenhängt , in Bayern ebenso sehr entwickelt ist. als in den anderen 
Teilen Deutschlands. 
Von hohem Interesse ist die Verteilung der motorischen Kräfte nach 
den Kraftmitteln, namentlich Wasser- und Dampfkraft. Während in 
Preussen auf 680,104 Pferdestärken 612,175, also fast genau 90 °% Dampf- 
pferde und nur 10°%o andere also namentlich Wasserpferde kommen, sind 
in Bayern von 68,430 Pferdestärken nicht mehr als 37,593 also nur 55% 
Dampfpferde und 45° 0 andere namentlich Wasserpferde in Thätigkeit. In 
Sachsen beträgt die zur Verwendung kommende Dampfkraft ebenfalls 70% 
von der Gesamtheit, so dass Bayern bezüglich der Benutzung von Wasser: 
kräften obenan steht. — Dabei verdient hervorgehoben zu werden, dass die 
grössten Maschinenfabriken entweder nur oder doch zum grössten Teil 
Wasserkraft anwenden.
	        
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