Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Ueber die Grossartigkeit und prachtvolle Ausführung des Zentralbahnhofes in 
München gaben eine entsprechende Anzahl von Plänen, Facaden-Ansichten und Aqua- 
crelle Aufschluss und befanden sich hierunter 4 Pläne über die Situation dieses Bahn- 
nofes wie er in den Jahren 1839. 1848 und 1864 war und wie er mit Ablauf des 
Jahres 1883 sein soll. 
Der Umstand, dass der Münchener Zentralbahnhof zu den grössten 
in Europa gezählt werden muss, dürfte es wohl gerechtfertigt erscheinen 
lassen, über dessen Entstehen, Wachstum- und schliesslichen Neubau etwas 
ausführlicher unter möglichster Anlehnung an die im oftiziellen Katalog 
niedergelegten Daten zu berichten. 
Am 1. September 1839 wurde die erste Teilstrecke der von einer 
Privatgesellschaft erbauten München - Augsburger Linie bis Lochhausen er- 
öffnet und damit gleichzeitig der an der äusseren Bayerstrasse gelegene 
nur 300 m lange und ınit einer hölzernen Einsteigehalle versehene Bahnhof 
lem Betriebe übergeben. Am 1. Oktober 1844 wurde die ganze Bahn- 
strecke vom bayerischen Staate übernommen und von diesem dann auch 
zleich die Erweiterung des Bahnhofes ins Auge gefasst. Zu dem Zwecke 
wurde im Jahre 1846 der der alten Münchener Schützengesellschaft ge- 
hörige Schiessplatz zu dem Preise von 150,000 fi. erworben und dann auch 
sofort an die Ausführung des neuen Bahnhofes nach den von Fr. Bürklein 
entworfenen Plänen geschritten und der Bau so emsig betrieben, dass die 
Eröffnung dieses mit tonnenartig überwölbter Einsteighalle versehenen, mit 
4 Hauptgeleisen ausgerüsteten und nunmehr eine Länge von 650 » habenden 
Bahnhofs im Jahre 1848 erfolgen konnte. Derselbe hatte ausserdem noch 
'nsoferne eine Vervollständigung erfahren. als auch eine Lokomotivremise 
mit Wagenschuppen sowie verschiedene Reparaturwerkstätten gebaut und ein- 
gerichtet wurden. Im Jahre 1864 wurde der inzwischen 1650 m lang ge- 
wordene Bahnhof bedeutend verbreitert und mit dem nach Hügels Plänen 
von der mittlerweile entstandenen Ostbahn - Aktiengesellschaft gebautem 
Bahnhofe verbunden. Die Hauptfacade des vereinigten Staats- und Ost- 
bahnhofes erhielt damit die noch jetzt vorhandene Gestalt. Vom Jahre 
1866 an gerechnet fand eine durchgreifende Veränderung, Vergrösserung 
and Regulierung des Bahnhofplanums und bedeutende Vermehrung der Bau- 
lichkeiten statt. Bei der Regulierung der ungünstigen Gefällsverhältnisse 
wurde das Spurnetz auf grosse Strecken und bis zu 1,8 m tiefer gelegt. 
Schon im Jahre 1868 erwies sich der Bahnhof abermals als ungenügend 
und mussten daher die Linien nach Ingolstadt und nach Simbach bis zum 
Jahre 1870 in Provisorien untergebracht werden. Der im Jahre 1875 
erfolgte Ankauf der privaten Ostbahn vom Staate ermöglichte die Aus- 
führung der neuen gegenwärtig ihrer Vollendung entgegensehenden Bahn- 
hofsanlage, welche durch den Situationsplan für das Jahr 1883 veran- 
schaulicht wird. Dieser Grundriss zeigt gegenüber jenem vom Jahre 1864 
folgende Grössenverhältnisse sowie die allmählich entstandenen Erweiterungs- 
und Ergänzungsbauten: Die Gesamtlänge des Bahnhofes beträgt nun
	        
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