Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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arbeit und wird sie wohl auch für immer bleiben. Der Verbrauch von 
Blattgold hängt jeder Zeit von dem aligemeinen Wohlstand und dem da- 
lurch hervorgerufenen Luxus ab. Im Mittelalter war die Verwendung fast 
ausschliesslich für kirchliche Ausschmückung, in der Renaissance und noch 
mehr in der Barok und Rokokozeit aber kamen ungeheure Massen von 
Blattgold in Verbrauch und trieben das Geschäft damals zur grossen Blüte, 
Im letzten Viertel des vorigen und in den ersten 3 Dezennien dieses Jahr- 
hunderts ging dieser Industriezweig, besonders in Deutschland, jedoch sehr 
stark zurück, bis in den 50er und 60er Jahren in Folge des zunehmenden 
Wohlstandes und der gesicherten politischen Zustände ein neuer, früher 
kaum geahnter Aufschwung sich dieses Geschäftes wieder bemächtigte. 
Der Handel nach allen Weltteilen wurde diesem Produkte eröffnet, das 
Reich und namentlich England verschlang so bedeutende Quantitäten, dass 
mit diesem lebhaften Geschäftsgange eine unglaubliche Konkurrenz entstand 
bis mit Beginn des vorigen Jahres wieder ein gewaltiger Rückschlag ein- 
trat und die Preise des Blattgoldes so sanken, wie man es vor Jahr und 
Tag für unmöglich gehalten hätte. — Was nun die verschiedenen Produkte der 
Metallschlägerei, sowie die Fabrikate von Lahngold und Bronze betrifft, so liess, 
nach freundlichen Mitteilungen des Hrn. Seeling in Fürth, die Ausstellung deut- 
lich erkennen, dass in der Fabrikation des Blattmetalles in den letzten 
Dezennien bedeutende Fortschritte gemacht worden sind, indem die Grösse 
des Blattes, die vor 30 Jahren nicht über 7—9 cm betrug, jetzt bis zu 
13 cm, Brettformen (d. h. ausgelegtes Metall) sogar bis zu 15 cm gebracht 
wird. Ferners ist hervorzuheben, dass die Farbe bedeutend höher, d. h. 
zrüner als früher ist, wie man auch jetzt das dünne Metall, Komposition 
zenannt, so schön herstellen kann, dass es nur von dem sachverständigen 
Beschauer vom ächten Golde unterschieden werden kann. Die Fabrikation 
les Blattmetalles hatte unstreitig in Fürth ihren Ursprung und ist in das 
vorige Jahrhundert zurückzuführen. Ein immer weiteres Bekanntwerden 
des Metallgoldes hatte bald zur Folge, dass sich die Metallschlägereien 
rasch vermehrten, so dass deren Zahl in den 40er Jahren schon bis auf 
30 selbständige Meister gestiegen war und durch die Gewerbefreiheit in 
den 60er Jahren auf 180 sich vermehrten, welche 4-—500 Gehilfen be- 
schäftigten. Ausser diesen zahlreichen Werkstätten entstanden auch in 
Nürnberg mehrere, worunter namentlich die der Herren H. und Chr. Reich 
als grossartig Erwähnung verdient, desgleichen in München. Lechhausen 
vel Augsburg und Schwabach. 
Seit Anfangs der 40er Jahre nahm die Metallschlägerei einen rapiden 
Aufschwung durch den Eingriff des Fabrikbetriebes, indem das Metall, das 
bisher von der Schmelzung aus durch die Hand gezaint wurde, nunmehr 
in Fabriken Bearbeitung fand. In den 50er Jahren wurde das Metall in 
den Fabriken auch gequetscht, die nunmehr dem Metallschläger das zur 
Arbeit gehörende Metall in Form von Lothen (d. h. zugerichtetes Metall)
	        
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