Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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nur durch Heranbildung tüchtiger Arbeitskräfte zu erreichen, Wie also 
für die Holzschnitzerei für Fürth und Umgebung der Nutzen einer Fach- 
schule betont werden musste, ebenso förderlich wäre für die Vergolderei 
ein wohlgeleiteter Unterricht in einer solchen Schule! 
Das Material für die Vergoldung liefern die Feingoldschlägereien und 
Metallschlägereien, wie denn auch die Fabrikation von Lahngold und Bronze 
hier in Betracht zu ziehen ist. Hierüber sagt Herr C. Kühny in Augsburg: 
Blattgold, Blattsilber, Aluminium etc. ist ein Halbfabrikat, das sich seiner 
Natur nach wenig zu einem Ausstellungsgegenstand eignet, da jeder Produzent 
immer nur ein und dieselbe Sache bieten kann, eine sachgemässe Prüfung 
an Ort und Stelle nicht möglich ist und wenn eine solche auch vorgenommen 
werden wollte, das gleiche Resultat bei jedem Aussteller ergeben würde, 
da es wohl selbstverständlich ist, dass von einem Geschäfte, das viele Tausende 
von Goldblättern jeden Tag produziert, nicht ein fehlerhaft Geschlagenes zur 
Ausstellung gebracht wird. Vor Allem muss man aus diesen Gründen bei 
einer Ausstellung neben dem tadellos hergestellten Fabrikat und dessen 
praktischer Verwendbarkeit die Leistungsfähigkeit des Ausstellers und dessen 
Bestrebungen nach Fortschritt in der Herstellungsweise in Berücksichtigung 
ziehen. Die Zahl der selbständigen Geschäfte auf dem Gebiete der Fein- 
gold-Schlägerei in Bayern ist nicht mit Genauigkeit anzugeben, da deren 
Zahl, besonders in dem Zentralpunkt Nürnberg fast täglich wechselt. Es 
wird der Wahrheit so ziemlich nahe kommen, wenn man die Zahl zwischen 
50—60 annimmt. An der Ausstellung haben sich 9 Firmen beteiligt, von 
welchen 3 Grossproduzenten ersten Ranges sind, Spezialisten, die nur feines 
Blattgold erzeugen, während eine vierte Firma fast ausschliesslich fein 
Blattsilber fabriziert und in dieser Spezialität unbestritten das grösste Ge- 
schäft ist. Die übrigen 5 Firmen dieser Branche haben nicht minder vor- 
züglich gearbeitetes Blattgold etc. zur Ausstellung gebracht, wenn auch das 
Gebotene weniger reichhaltig war. Die Goldschlägerei in Bayern, speziell 
in Nürnberg und Umgebung arbeitet für den Weltmarkt und wird an gross 
artigem Betriebe von keinem Lande der Erde auch nur annähernd erreicht. 
Als entschiedener Fortschritt in der Fabrikation muss wohl hervor- 
gehoben werden, dass man heut zu Tage zu der Möglichkeit gelangt ist, 
den Gold-Blättern ein immer grösseres Format zu geben, resp. das Gold auch 
auf eine grössere Fläche gleichmässig auszudehnen. Während man noch 
vor wenigen Jahrzehnten nur kleine Goldblättchen von 3—6 cm herstellen 
konnte, werden jetzt Blattgrössen von 10—12 cm Seite geschlagen, was für 
manche Zwecke von bedeutendem Vorteile ist. 
Die Kunst, das Gold in dünne Blätter auszuschlagen, ist sehr alt. 
Mit der Vervollkommnung des Werkzeuges, in welchem das Gold geschla. 
gen wird, schritt die Ausdehnung desselben bis zu seiner äussersten Grenze 
vor und wurde so der Preis des Blattgoldes immer niedriger, fand so all 
gemeinere Verwendung. Die Fabrikation ist wie in alter Zeit noch Hand-
	        
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