Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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der Ausstellung mit sich genommen haben, dass bei uns in Bayern schon 
Jängst diese veralteten Arbeiten keinen Anklang mehr finden und es wird 
nicht lange anstehen, dass sich auch im Exporthandel aus diesen Gründen 
ein Rückschlag bemerkbar machen wird. Am empfindlichsten werden aber 
Aadurch nicht die Grossisten — die Kommissionäre — betroffen, deren 
Hauptaugenmerk eben auf billigen Bezug des Artikels von den Fabrikanten 
gerichtet ist, unbeschadet des Umstandes, ob unter diesem Gesichtspunkt 
der Gegenstand selbst nicht an Form und Bearbeitung zu leiden hat, son- 
dern die Produzenten müssen es empfinden, die schliesslich in den Preisen 
von Ersteren so gedrückt werden, dass sie dabei zu Grunde gehen müssen, 
Es wäre daher wohl zu wünschen, dass von massgebender Seite auf diese Zu: 
stände möglichst Rücksicht genommen würde und wäre es dabei meines Er- 
achtens nach nicht eine der letzten Aufgaben, speziell in Fürth eine tüch- 
tige Fachschule für Holzschnitzerei unter künstlerischer Leitung in’s Leben 
zu rufen, in welcher im Zeichnen, Modellieren und Schnitzen unter beson- 
derer Berücksichtigung der Herstellung von Galanteriearbeiten und der 
für den Export bestimmten Massenartikel zu unterrichten wäre, von welcher 
Schule aber auch zugleich die Spielwarenindustrie, die Spiegelrahmenfabri- 
kation und das Vergoldergeschäft seinen Nutzen ziehen könnte. 
Als Einzeln-Aussteller dieser Branche figurierten ungefähr : Holz: 
schnitzer und Galanteriearbeiter 26, Drechsler 8, Dilettantenarbeiter 4 
Spezialität in Holzornamenten und Holzprägeprodukten 2, Profile und Kehl: 
leisten für Möbel, Rahmen etc. 7, Schnitzereien für Altäre und religiöse 
Figuren 3. Im Allgemeinen zeigten sich hier ebenfalls die oben angedeu: 
teten Misstände; einzelne Aussteller jedoch liessen das lobenswerte Streben 
erkennen, über die Herstellung des gewöhnlichen, veralteten Markt- und 
Handelsproduktes hinauszugehen und hatten in richtiger Erkenntnis der 
Zeitverhältnisse mitunter recht schöne und stilvolle Arbeiten in Holzschni- 
tzerei, zierlicher Tischlerarbeit, manchmal unter Anwendung von prächtigen 
Einlagen in Holz, Elfenbein und Perlmutter vorgeführt. Diese Arbeiten 
mussten denn mit der übrigen, exportmässig behandelten Ware yersöhnen 
aber auch die Ueberzeugung noch mehr bestärken, dass eine Rückkehr zu 
schönen Formen als unerlässlich für diesen Industriezweig sich erweise. 
Als Bildhauerarbeiten teils figürlicher, teils ornamentaler Art (ca. 7 Aus: 
steller) ragten nur einige Kartouche- und Reliefschnitzereien hervor, während 
die Altarschnitzereien, Heiligen-Figuren und Aehnliches die Mittelmässigkeit 
nicht überstiegen. In der Drechslerkunst waren hingegen recht treffliche 
Arbeiten in Proben von eckigen und gewundenen gedrehten Säulen geboten 
während die gewöhnlich vorkommenden Arbeiten, wie Etagere, Garderobe- 
ständer etc. keine Fortschritte erkennen liessen, so dass auch da ein beleben- 
der Eintluss künstlerischen Eingreifens recht sehr zu wünschen wäre. Was 
endlich die Dilettantenarbeiten betrifft, als hauptsächlich Laubsägearbeiten, 
Mosaiken ete. so dürfen diese als unbedeutend übergangen werden. Die
	        
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