Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Aufmerksamkeit schenkt, vervielfältigt und in den feinsten Sorten besser 
vepflegt werde, da die Weiden immer noch aus Schlesien, Brandenburg, 
Belgien und Frankreich bezogen werden müssen. Ausserdem würde es 
seine nutzbringende Wirkung gewiss nicht verfehlen, wenn zur Hebung 
dieser Sparte gewerblicher Thätigkeit, die für die Kreise Oberfranken, 
Unterfranken und die Pfalz von so erheblicher Bedeutung ist, von Seiten 
massgebender Behörden darangegangen würde, durch Wandervorträge und 
zeitweise Ausstellungen von mustergiltigen Erzeugnissen alter und neuer 
Zeit, heimischer und ausländischer Produkte, diesen Arbeiten mehr den 
Stempel des kunstgewerblichen Schaffens aufzudrücken, wodurch ja weder 
der Export noch der Bedarf im eigenen Lande beeinträchtigt, sondern im 
Gegenteil nur erhöhten Absatz und materiellen Vorteil finden dürfte. 
Eng im Zusammenhange mit der Korbwaren-Industrie steht die Fabri- 
kation von Kinderwägen, Kindermöbeln, Krankenstühlen ete. Die Fabrikation 
der Kinderwägen entstand in der preuss. Provinz Sachsen und zwar haupt- 
sächlich in den Städten Zeitz und Weissenfels und hat sich vor circa 
20 Jahren auch in Bayern — Rothenburg a./T., Nürnberg, München und 
Augsburg — eingebürgert. Dieselbe nimmt gegenwärtig in Bezug auf Ein- 
führung von Neuerungen und Verbesserungen, Leistungs- und Exportfähig- 
keit eine hohe Stufe ein, zumal auch das Flechtwerk der Körbe aus Rohr oder 
Weiden sich einer grossen Sorgfalt erfreut. 
Die Herstellung von Holzdraht verschiedener Stärken zu Decken, 
Rollvorhängen, Blumentopfverkleidungen, Zündhölzer u. s. w. ist ein be: 
deutender Fabrikationszweig geworden, der fast ausschliesslich in Nieder. 
bayern blüht, wo sich 40 Betriebe mit 352 Personen befinden, worunter 
17 Grossbetriebe besonders Hervorragendes leisten. Leider ist jedoch die 
auswärtige, besonders schwedische Konkurrenz auf diesem Gebiete noch 
sehr bedeutend und um so empfindlicher, als bei uns die Arbeitslöhne stets 
im Steigen begriffen sind. — Was die sogenannten groben Holzwaren als 
Mulden, Schaufeln, Tröge etc. betrifft, so kann die Herstellung derselben 
natürlich nur in holzreichen Gegenden, vorzugsweise in Ober- und Nieder 
bayern, Schwaben und der Pfalz, weniger in Unterfranken, sich entwickeln. 
Im Jahre 1847 waren 376 Personen (die Hausindustrie nicht mit gerechnet) 
mit Herstellung derselben beschäftigt, welche Zahl im Jahre 1869 auf be- 
reits 2369 Arbeiter sich gesteigert hatte. 1875 bezifferte sich dieselbe zu- 
sammen auf 1521 und 1882 auf 2095. Eine bedeutende Konkurrenz ist 
diesen Produkten durch Einführung von Küchen- und Haushaltungsgegen- 
ständen aus Eisen, Porzellan und Steingut erwachsen. — Die Fabrikation 
von Holzschuhen.hat ihren Hauptsitz in der Pfalz, wohin sie im Jahre 
1864 durch einen Franzosen Charles Moron nach Neustadt a./H. verpflanzt 
und in höchst anerkennenswerter Weise vervollkommnet wurde, so dass 
heute noch durch diesen Meister und die zum Teil durch ihn herangebildeten 
Fachgyenossen bessere und feinere Arbeit als selbst in Frankreich und dem
	        
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