Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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eine Stadt so viele Hilfe und Mittel an der Hand, wie Bayern mit seiner 
Residenz, wo neben grossartigen und umfassendsten Kunstsammlungen, treff- 
liche Schulen mit vorzüglichen Lehrkräften etabliert sind, wo ferner. noch 
Fleiss und Ehrgeiz den grössten Teil unserer Arbeitskräfte beseelt, gepaart 
mit reichlichen Talenten, kurz, es mangelt weiter nichts, als Verbreitung 
des wohlverdienten Rufes und allseitige Unterstützung dieser höchst lei- 
stungsfähigen Kunstindustrie. 
Auffallend zeigte es die Ausstellung, dass in eigentlichen kourran- 
ten und Massenwaren weder in Gold noch in Silber Fabriken in Bayern 
existieren und dass somit die billige und Dutzendware sämtlich vom Auslande 
bezogen werden muss, was allerdings nicht zu unterschätzen ist. Der Grund 
hievon kann nur darin zu finden sein, dass viele derartige bedeutende 
Fabriken hinreichend in den Nachbarstaaten, in schwäbisch Gmünd, in 
Pforzheim, Hanau, Bremen etc. existieren, und diesen alten bewährten 
Etablissements nur mit kolossaler Kapitalsanlage Konkurrenz zu machen 
wäre! —- 
Somit kann vorerst das Renommee in der bayerischen Gold- und Silber- 
industrie nur auf kunstgewerblicher Richtung basieren und erblühen, was 
aber bei der gegenwärtigen, nachhaltigen, allgemeinen Geschmacksrichtung 
für unsere vaterländische Industrie in dieser Branche sicher von hoher Be- 
deutung ist! 
Ferner bemerkt Herr Juwelier Carl Thomass in München. 
{m allgemeinen Katalog sind im Ganzen 31 Aussteller aufgeführt, 
welche in die Gruppe IX Abteilung 1 gehören. — Es ist das ‚eine ver 
hältnismässig kleine Anzahl von Ausstellern im Vergleich zu den bestehen- 
den Geschäften und Werkstätten in Bayern. Wenn auch manche bekannte, 
leistungsfähige Firma dieser Branche auf der Ausstellung überhaupt nicht 
vertreten war, so muss doch im grossen Ganzen zugestanden werden, dass 
der Bedarf an Gold- und Silberwaren in Bayern zum grössern Teil aus 
Fabriken bezogen wird, die wohl in Deutschland, aber ausserhalb Bayern 
betrieben werden. Erfreulicherweise sind in neuerer Zeit :einzelne Gold- 
und Silberwaren-Fabriken in Bayern entstanden. 
Das Bestreben, die uns dort gezeigten „Werke unserer Väter‘ nach- 
zuahmen, tritt unverkennbar in der bayer. Landes-Ausstellung 1882 hervor, 
und wird mit lobenswertem Verständnis von mehreren Ausstellern zum Aus- 
druck gebracht. Wenn also die Früchte der Ausstellung von 1876 in Ver- 
edlung von Formen und Geschmack und Nachahmung alter Vorbilder schon 
nach verhältnismässig kurzer Zeit sich Bahn gebrochen, so darf dem auch 
beigefügt werden, dass bei einzelnen Ausstellern auch ganz selbständige 
herrliche Produkte genialer Erfindung und Originalität sich.zeigten, welche 
den berühmten Goldschmiede-Arbeiten aus dem 16. Jahrhundert wohl an 
die Seite gestellt werden können. 
Es ist dies nicht allein den Bestrebungen. und dem Fleisse. der Er-
	        
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