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lich wertvolle Gegenstände, zumal wenn sie für den Laien so unscheinbar
aussehen, Absatz?
Auf alle diese Fragen muss ich entschieden mit „Nein‘“ antworten,
weil man jetzt leider mehr Wert darauf legt, dass die Ware bei möglichster
Billigkeit recht viel gleich sieht, wie der Volksmund zu sagen pflegt.
Da sonst keine weiteren Hohlglasfabrikanten ausgestellt hatten, möchte
ich mir hier nur mit wenigen Worten gestatten auf zwei Punkte aufmerksam
zu machen.
Es dürfte wohl keinem der Chefs vorgenannter Fabriken entgangen
sein, dass die Hohlglasfabrikation, wie sie in England, Frankreich, Belgien,
in Elsass und Lothringen sowie am Rhein betrieben wird, immer mehr und
mehr um sich greift und ohne Zweifel allein die Zukunft beherrschen wird;
ich meine nämlich die sogenannte „Fabrikation auf dem Stuhl“ wie der
technische Ausdruck lautet, während bisher in Bayern ausschliesslich oben
abgeschliffene Gläser gefertigt und feinere Krystallgläser mit Hüttenrand
nur äusserst selten fabriziert werden. — Die Vorteile der auf dem Stuhle
ausgearbeiteten Gläser sind jedem Techniker bekannt und brauche ich daher
nicht weiter darauf einzugehen. Das Schwierige, warum auch bisher bei uns
von dieser Glasfabrikation Umgang genommen worden ist, liegt wohl daran,
dass man unsere Glasmacher, welche seit Generationen nach der alten
Methode zu arbeiten gewohnt sind, nur mit grosser Mühe und Energie zu
dieser neuen Art bringen wird. Diejenige bayerische Glashütte, welche
sich zuerst mit der Herstellung derartig aufgetriebener Waren, wie Kelche,
Flaschen befasste, würde sich im hohen Masse verdient machen. ‘Von ge-
ringerer Bedeutung ist der zweite Punkt, nämlich die Einführung des Press-
glases. Sollte sich auch dieses bei uns Eingang verschaffen, so wäre Bayern
auf allen Gebieten der Glasfabrikation vertreten.
Sehr erfreulich ist bei uns die Entstehung von Glasraffinerien. Es
sind das Etablissements, welche sich mit der Veredlung des Glases, durch
Malerei, Vergoldung, Schleiferei oder Gravierung etc. beschäftigen.
Unter diesen war bei der in Rede stehenden Ausstellung die Firma:
Karl Neumark in Nürnberg die hervorragendste, indem dieselbe ein recht
schönes graviertes Service nach einem Entwurf des Professors Wanderer
in Nürnberg mit Nürnberger Jungfrauenadler versehen, ausgestellt hatte.
Ebenso gediegen finde ich auch noch ein von dem Architekten Schick
entworfenes Service.
Weiter sind noch gravierte, wie gemalte Gläser, Humpen, Schalen,
erwähnenswert.
Die Gebrüder Neumark in Nürnberg haben gute Malereien, sowie
einige Gravierungen gebracht und fand ganz besonders „ein Weinservice
mit reichem Dekor meinen Beifall. Es ist sehr zu bedauern, dass gerade
in diesem Genre kein grösseres Assortiment vorgeführt‘ wurde. Weniger
dagegen eignen sich die böhmischen Vasen, auf welche relief Eidechsen und