zu billigem Oberleder zugerichtet, teils zu sonstigen Zwecken der Schuh-
fabrikation verwendet. —
Ein weiterer Fortschritt den wir konstatieren müssen, ist die immer
mehr und mehr sich einbürgernde Anwendung des Degras. — Man bediente
sich — und geschieht dies heute noch in den kleineren Gerbereien — zum
Einschmieren des Leders lediglich des Thrans, welcher wenn die Leder
längere Zeit besonders in nicht völlig trocknem Zustande lagerten, anfängt
sich zu oxydieren, in Folge dessen das Leder sich erwärmt, hart und brüchig
wird. — Durch Anwendung des Degras, einem Nebenprodukte der Weiss-
gyerberei wurde diesem Uebelstande entgegen getreten, und sohin die Dauer-
haftigkeit ‚des Leders vermehrt.
Oberleder für feines Schuhwerk wird aus Kalbfellen erzeugt und sind
es die braunen und gewichsten Kalbfelle, welche hiezu verwendet werden:
auch für Anfertigung dieser Ledersorte haben wir in Bayern das geeignetste
Rohmaterial. Die Qualität der in Bayern erzeugten Kalbleder erfreut sich
aines vorzüglichen Rufes und exportieren die grösseren Etablissements einen
grossen Teil ihrer Produktion.
Sattler und Geschirrleder. Gleichwie von dem Oberleder zu Schuhwerk
verlangt man auch von dieser Ledersorte eine grössere Geschmeidigkeit, als
von Sohlleder und ist auch deshalb die Bearbeitung in der Gerbung sowohl
als Zurichtung dem entsprechend. Feine Sattlerleder für Zaum-, Geschirr-
and Etuis-Leder werden in Bayern nur in München gefertigt, während
Sattlerleder für Militärzwecke nahezu jede grössere Gerberei von Sohl- und
Vache-Leder arbeitet, gleichwie das nahe verwandte Maschinenriemenleder.
Die Fabrikation dieser Ledersorte hat sich derart vervollkommnet, dass Eng-
land, welches von jeher einen Vorsprung hierin hatte, nunmehr nahezu
gänzlich verdrängt wurde, andere deutsche Fabriken, welche unläugbar
yrosse Fortschritte hierin aufzuweisen haben, streiten sich um den Vorrang
yegen unser heimisches Produkt. .
Gefärbte Leder, Saffiane werden heute in Bayern nicht mehr erzeugt;
früher fand sich eine nicht unbedeutende Saffian-Fabrik in Würzburg.
Lackierte Leder. Man verlangt von einem lackierten Leder, dass
es biegsam, geschmeidig und dauerhaft, dass der Lack schön schwarz-
ylänzend sei und in der W ärme nicht klebe, Anforderungen, welche die
Herstellung dieser Ledersorte mit zu den schwierigsten der Fabrikation ge-
stalten, die aber Dank der Fortschritte der Chemie von den heutigen Fabri-
ken nahezu in höchster Vollendung erreicht werden. Die Kunst des Leder-
lackierens war in Bayern schon Anfangs dieses J ahrhunderts .bekannt und
war es Würzburg, wo wir dieselbe für grosse Häute zuerst antreffen; heute
finden wir in München, Kaufbeuern derartige Fabriken. Im Jahre 1836
nahm die Fabrik in München die Lackierung von Leder auf und dehnte
dieselbe von Jahr zu Jahr aus; die Produkte sämtlicher Etablissements
Enden nicht nur in Deutschland, sondern auch für den Export genügenden