Full text: Nürnberg

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Jahr 1372 die Stadt mit einer Mauer vor der Burg ab- 
gegrenzt, weil das Gesinde droben öfters Nachts in die 
Stadt herunter kam und allerlei Unfug verübte. Diese 
Mauer wurde abgebrochen, als die Stadt 1427 in Besitz 
der Burg gekommen war; seitdem ist der Zugang offen. 
Das kolossale Gebäude, welches auf der Höhe gerade 
vor uns steht, ist die Kaiserstallung. An ihrer Stelle 
stand bis 1420 ein ansehnliches Wohnhaus der Burggrafen; 
dieses wurde im genannten Jahre von dem pfälzischen 
Pfleger des Städtchens Lauf, Christoph von Leiningen, 
auf Befehl des Herzogs Ludwig des Bärtigen von Ingol- 
stadt niedergebrannt, die Brandstätte sodann mit den 
übrigen burggräflichen Gebäuden 1427 an die Stadt ver- 
kauft, und von dem Rath durch den Baumeister Hans 
Beheim das Gebäude darauf errichtet, welches Korn- 
haus oder Kaiserstallung heisst; die sehr hohen Dach- 
böden nämlich sollten zur Aufbewahrung von Getreide, 
das untere Stockwerk zur kaiserlichen Stallung dienen. 
An beiden Enden des Gebäudes erblicken wir einen Thurm. 
Der zur Linken ist der öfter genannte fünfe ckige Thurm, 
der in den Chroniken auch Nerothurm heisst, weil man 
ihn von den Römerzeiten und dem angeblichen Gründer 
der Stadt Nero herleiten will. Er ist allerdings das äl- 
teste Gebäude der Stadt, über seinen Ursprung jedoch 
kann nichts Näheres und nur so Viel mit Gewissheit an- 
gegeben werden, dass er nicht den Römern zuzuschreiben 
ist, sondern im neunten oder zehnten Jahrhundert er- 
baut wurde. Der untere Theil besteht aus Sandstein, der 
obere aus gebrannten Steinen. Er soll bei der Einnahme 
der Stadt 1105 zum Theil abgebrochen, nachher aber aus 
Lehmsteinen bis zu seiner gegenwärtigen, nicht sehr be- 
deutenden Höhe wieder aufgeführt worden sein. Der Thurm 
zur Rechten, höher als der eben genannte, heisst Lug 
in’s Land und wird als städtisches Gefängniss benützt. 
Er wurde 1367 von den Nürnbergern gebaut, um weit 
in’s Land hinaus zu sehen und nebenbei auch be- 
merken zu können, was in den Burghöfen vorgeht. Wir 
steigen einige Treppen links am fünfeckigen Thurm die 
steile Anhöhe hinauf und befinden uns an der Mauer- 
brüstung, wo einst Eppelein von Gailingen, der be- 
kannte Raubritter, mit seinem Pferde über den Stadt- 
graben gesetzt sein soll; zum Andenken sind zwei Huf-
	        
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