Volltext: Pirckheimer-Studien Buch I und II

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in grosse Verlegenheit bringen, wenn Sachsen jenen Bestrebungen 
zuneigte. Eine direkte Ablehnung des Tages hätte aber den 
alten, zu Augsburg mehrfach laut gewordenen Verdacht erneuert. 
Daher ersuchte der Rat den Churfürsten, den Tag bis zum Ende 
des Reichstages aufzuschieben !), da sich in Augsburg die Hoff- 
nung auf ein schriftliches oder mündliches Friedensversprechen 
zeige, ferner wolle der Kaiser von Augsburg über Nürnberg 
reisen, das könne Unannehmlichkeiten erregen. Die Strassburger 
Gesandten dagegen wurden damit vertröstet, dass der Rat über 
das Bundesprojekt noch keinen festen Entschluss gefasst habe; 
auf dem bevorstehenden Tage solle darüber verhandelt werden 2). 
Diese diplomatischen Kunstgriffe brachten den Rat in grosse 
Verlegenheit. Am 7. November erhielt er von Sachsen die 
Ankündigung eines Tages auf den 13. und eines zweiten auf 
den 28. November zugleich mit einem Schreiben an Strassburg, 
dessen Inhalt man sich denken konnte. 
[nsgeheim liess der Churfürst einige der ältern Herren 
wissen, dass nach seiner Ansicht die evangelischen Stände zum 
Widerstand gegen den Kaiser verpflichtet seien; Nürnberg 
möge die glaubensverwandten Städte und Strassburg mit seinem 
Anhang veranlassen, in diesem Sinne für den Tag von Nürn- 
berg Vollmachten mitzugeben. Der Rat „entsetzte sich des 
höchsten“. In den eignen Mauern sollte er die Städte zu- 
sammen kommen lassen, die ihm trotz jeder Concordienformel 
für schwärmerisch galten, die mit den Schweizern in einem 
Bunde standen, bei dem auch der Kaiser nicht ausgenommen 
war 3). 
Dem sächsischen Verlangen nachzukommen hiess dem Kaiser 
Ursache geben, die Nürnberger für rebelles imperii zu halten. 
Noch wusste man nicht, wie Sachsen sich zu der letzten Auf- 
forderung Nürnbergs vom 3. November stellen würde. Der Rat 
konnte daher seinen Gesandten keine Anweisung geben, als den 
Strassburgern überhaupt nichts mitzuteilen, dJener Brief des 
Churfürsten an Strassburg wurde Sturm durch die Nürnberger 
Gesandten am 10. übermittelt; Sachsen setzte darin voraus, dass 
die Nürnberger sich bereits über den Zweck einer Zusammen- 
kunft der Evangelischen geäussert haben würden und kündigte 
die beiden Tage an. Sturm ersuchte die Nürnberger um weitere 
Aufklärung; diese erklärten, dass sie keinen weiteren Befehl 
hätten, als den Brief zu übergeben; indes liessen sie wissen, 
dass ihre Stadt dem Churfürsten von dem auf den 13. No- 
vember zu Nürnberg angesetzten Tag abgeraten habe. Sturm 
<) An Sachsen, 3. Nov. 2) An die Gesandten, 5. Nov., Zedula. 
’) An dieselben, 8. Nov.
	        
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