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Vita Bilibaldi am Eingang der Opera (1610), sowie fast
Alles, was die späteren Biographen zu sagen wussten.|) In
neuerer Zeit machte der verdiente Nürnberger Archivar
Lochner in den „Lebensläufen berühmter Nürnberger“ (1861)
einige Mitteilungen auch über die ältere Familiengeschichte,
die aber — und das gilt von dem ganzen Abriss — keines-
wegs so zuverlässig sind, als man angenommen hat.|7{) Er
berichtigte sie allerdings einige Jahre später aus einigen am
28. Januar 1861 mit dem Nachlass Pirckheimers von der
Stadtbibliothek erworbenen Urkunden*), aber an einem so
entlegenen Orte, einer Nürnberger Tageszeitung**), dass nichts
davon der Forschung zu gute kam. Kine andere kurze Zu-
sammenstellung nahe liegender Daten aus der gedruckten
Litteratur gab endlich Loose in seiner trefflichen, leider un-
vollendet gebliebenen Arbeit über Charitas Pirckheimer,***)
doch genügte sein mageres Material nicht, ihn Irrtümer ver-
meiden zu lassen.
Auch mein Versuch kann auf abschliessende Behandlung
dieser Dinge keinen Anspruch machen. Ich habe mich be-
scheiden müssen, für die Vorgeschichte des Geschlechts ohne
erschöpfende archivalische Studien auszukommen. Kinmal galt
mein Interesse, angeregt und gefördert durch Herrn Professor
Lenz, in erster Linie Willibald selbst; seine gedruckten Werke
und Briefe, vor allem aber seinen gewaltigen Nachlass in der
Nürnberger Stadtbibliothek und die einschlägigen Akten des
dortigen Kreisarchivs durchzuarbeiten, war die eigentliche
und lohnende Aufgabe, deren Ergebnisse nun erst in der
Fortsetzung dieser Arbeit zu Tage treten werden, mit der aber
auch das hier Gebotene im engsten Zusammenhange steht.
Hierfür kam dann zunächst London in Betracht. Im britischen
+) Vgl. z. B. Sincer, Vita et scripta magnorum juris consultorum
Wittbg. 1718 p. 173; Burckhardt, de fatis linguae latinae IV, 198 ff.;
Will im Nürnberger Gelehrten-Lexion III, 182. K. Hagen, Deutschlds
litt. und relig. Verhältnisse im Ref.-Zeitalter 1841. I. 186: endlich die in
Anm. 1] angeführten Werke.
+} Roth, S. 77. A. 6, Loose, Charitas Pirckh. S. 3.
*) Sie sind in dem „Verzeichniss des handschriftlichen Nachlasses
von Willib. P . . aus der Sammlung des ,. Herrn . . Haller von Haller-
stein, Nbg. 1860.“ (Von mir zitirt als „Kat.“) unter No. 258 aufgeführt.
**) Korrespondent von und für Deutschland 1865, No. 654 u. 656.
***) Dresden 1870, S. 1 und 75. WVebrigens ist die Handschrift
No. 1836 des Germanischen Museums, deren Nichtbenutzung er ent-
schuldigt, so gut wie wertlos: eine späte und ungenaue Kompilation.