Volltext: Markgrafen-Büchlein

272 — 
am besten dadurch begegnen zu können, dass er ihn durch 
strenge und pedantische Lehrer für seinen künftigen Bernf er. 
ziehen liess. ; 
Unter seinen vielen Lehrern, die er hatte, mochte vielleicht 
der schlesische Dichter Neukirch, der für seinen {ürstlichen 
Zögling Fenelons Telemach in deutsche Verse übersetzt hatte 
noch am erträglichsten gewesen sein, während der steife Liv. 
länder Brehmer und der gelehrte aber pedantische Georgi ihn 
nicht im mindesten fesseln konnten. 
Ferner meinte der Vater auf die wilde Gemütsart seines 
Sohnes auch dadurch besänftigend einzuwirken, dass er ihn von 
dem Goräusch und den Lockungen des Hoflebens ängstlich zu- 
rückhielt und ihn in einem einsam gelegenen Jagdschloss auf- 
ziehen liess. Hiezu wurde das 2!/, Stunden von Ansbach ent- 
fernte Schloss Bruckberg erwählt. 
Dasselbe kam, wie wir bereits S, 269 sahen, 1715 in den Besitz 
der Ansbacher Markgrafen. An Stelle der zerfallenen Burg 
liessen diese 1727—30 ein Schloss im italienischen Stile erbauen, 
wie es heute noch existiert. Mit der Zeit wurde in dem Schlosse 
eine markgräfliche Porzellanrabrik eingerichtet, deren Erzeugnisse 
weltberühmt wurden. Als Ansbach bayerisch wurde, ging das 
Schloss bezw. die Fabrik in Privatbesitz über. Allein der Be- 
sitzer kam in Konkurs. Während dieser Zeit lebte abwechs 
lungsweise der berühmte Philosoph Ludwig Feuerbach in Bruck- 
berg, der seinen atheistischen Ideen nachging. Dann ging das 
Schloss in verschiedene spekulative Hände über, bis es anfangs 
der 90er Jahre von der Diakonissen-Anstalt Neuendettelsau 
erworben wurde, die darin eine Anstalt für männliche Blöde 
und Epileptische errichtete. Es trägt noch heute das mark- 
gräfliche Wappen. 
Durch die vielfach gegebene Jagdgelegenheit wurde in 
dem Knaben schon vorzeitig die Lust zur Jagd geweckt. 
Der Hauptfehler in der Erziehung des Prinzen aber wurde 
damit gemacht, dass man den lebhaften, oft leidenschaftlichen 
Knaben von allen Umgang mit anderen Knaben fernhielt. Da 
für war er auf den Umgang mit devoten Bedienten angowiesen. 
Im Umgang mit unterwürfigen Bedientenseelen aber kann kein 
odler Charakter sich bilden. 
Das Erziehungsexperiment schlug denn auch gründlich 
fehl. Die Ungebundenheit dos Wald- und Jagdlebens entschädigte 
ihn für die Langweiligkeit des Unterrichts, und der Anschluss 
an die Diener, die seinen Lieblingsneigungen Vorschub leisteten 
und ihn auf seinen Streifereien im Walde begleiteten, ersetzte 
ihm den Mangel an Verkehr mit gleichalterigen Knaben. 
3 a 
ih 
N 
Y 
«a 
Al 
Zube 
N 
AT 
5 el 
HT 
1er 
Da 
ad 
„M 
urüh 
Ei 
aM 
ne 
2 
Un 
Fr] 
Ze 
Li
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.