Volltext: Markgrafen-Büchlein

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Noch zu Lehzeiten des alten Markgrafen (1734) veran- 
staltete sie eine Karnevals - Belustigung, die damals auch an 
andern deutschen Höfen unter dem Namen „Wirtschaft“ wohl 
sehr belicbt war, doch in Bayreuth ziemliches Aufschen erregte, 
Nur mit Mühe und List erhielt die Erbprinzessin die Einwilligung 
des Schwiegervaters, indem sie ihn durch die damals viel ver. 
mnögende Flora v. Sonsfeld hiezu zu bestimmen wusste. 
Am Sonntag darauf musste die markgräfliche Familie eine 
Strafpredigt gegen diese „Maskerade“ aus dem Munde des Hofpre- 
digers Silchmüller vernehmen (s. 0. 8. 210). Dieser hielt ausserdem 
noch privatim dem alten Markgrafen in derben Ausdrücken das Sträf. 
liche seiner Erlaubnis vor, bis er mit reuigem Herzen schwur, 
künftig keine solchen Vergnügungen in seinem Lande mehr zu 
gestatten. (Die Geschichte erinnert an den Hofprediger Hassel, 
der unter dem Markgrafen Christian Ernst die Ballettänze am 
Hofe für eine Todsünde erklärt hatte s. o. S. 150.) 
Als nun Friedrich nach dem Tode des Vaters (1733) mit 
24 Jahren selbst zur Regierung kam, waren keine Rücksichten 
ınehr zu nehmen. Festlichkeiten auf Festlichkeiten folgten. 
Dieselben waren meist mit Schauspiel und Ballet verbunden. 
Es wurden fremde Schauspieler und Sänger engagiert, 
An den französischen Schauspielen mit ihren lustigen Bal- 
letten fand Friedrich ein unerschöpfliches Vergnügen, während 
die Fürstin die gleich mit dem Regierungsantritt eingeführte 
noch kostspieligere italienische Oper und die Kammermusik in 
ihren besonderen Schutz nahm. Bei ihrer Ernsthaftigkeit be- 
suchte sie sehr selten Lustspiele, sondern nur Schau- und Trauer- 
spiele; ein Singspiel (Oper) versäumte sie nie, Man sah sie nur 
selten lächeln, was gegen ihren Gemahl, der aus vollem Herzen 
laut auflachen konnte, sehr abstach, Friedrich konnte bei der 
zwanzigsten Wiederholung des Stückes noch ebenso herzlich 
lachen als das erstemal, zumal wenn seine Diener und die Ein 
wohner in seinen Applaus einstimmten. Daher wurde auch Jeder 
mann unentgeltlich eingelassen und nicht eher angefangen, als 
bis das Theater recht voll war. Oft wurde die Woche dreimal 
gespielt. Selbstverständlich ging der Unterhaltung viel ab, weil 
die wenigsten französisch verstanden und nur mitlachten, wenn 
sie Vorgänger hatten oder durch das Mienenspiel, das die Fran: 
zosen meisterlich studierten, die Ursache errieten. Auch konnten 
sie nicht, wie heutigen Tags, mit neuen Stücken abwechseln, 
Dagegen verschrieb man berühmte Künstler, z. B. den fran- 
zösischen Schauspieler Dronin, den Tragöden Le Cain und den 
Komiker Preville zu Gastrollen. 
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Man hat den Markgrafen entschuldigt, dass er das französische 
Schauspiel dem deutschen vorzor. Die einheimische Schaubühne
	        
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