— 928 —
Philipp Harsdörfer (geb. am 1. Nov. 1607, gest. am 17. Sept. 1658)
und der äußerst fruchtbatre Johann Klai aus Meißen (1601 - 1656)
später, seit 1647 Lehrer an der Sebalder Lateinschule, mit einigen
anderen Poesiefreunden zu einer Art literarisch-poetischem Kränzchen
zusammen, das sich die Pflege der edlen Dichtkunst, aber auch die
Reinigung der deutschen Sprache als solcher zur Aufgabe machte. Nach
dem Geschmack der Zeit gab man sich Hirtennamen, wählte sich eine
bestimmte Blume, auf einer (jetzt nicht mehr aufzufindenden) mit schat⸗
tigen Bäumen bewachsenen Halbinsel, unterhalb der Weidenmühle, fand
man einen Dichterhain (oder Poetenwäldchen), und so entstand denn all—
mählig ein durch Satzungen geordneter Verein, der sich anfänglich mit
dem Namen des Hirten- und Schäferordens an der Pegnitz belegte,
später der „gekrönte Blumenorden“ und schließlich allgemein der „Peg—-⸗
nesische Blumenorden“ genannt wurde. Gedichtet wurde in ihm sehr
viel, doch ging das meiste über ein süßliches Schäfergetändel nicht
hinaus. Zur äußerer Blüte brachte die Gesellschaft übrigens erst der
als Dichter sehr geschraubte, dazu schmeichlerische Sigmund von Birken
(oder Betulius, 1626 -81), ein böhmischer protestantischer Pfarrers—
sohn, der sich daher den Beinamen eines „zweiten Vaters des Ordens“
derdient hat. Im Jahre 1676 richtete sich der Orden zu seinen geselligen
Zusammenkünften den reizend-idyllischen, noch jetzt wohl im Stande
gehaltenen „Irrhain“ (so genannt wegen seiner mäandrischen Gänge) bei
Kraftshof ein. Es war dies hauptsächlich das Verdienst des gelehrten
und vielseitig wohlthätigen Kaufmanns Andreas Ingolstetter (1658 bis
1711), der übrigens als Dichter sich stets im Hintergrunde gehalten hat.
Bedeutende poetische Kräfte hat der Orden überhaupt nie sein eigen
genannt. Trotzdem überdauerte er die Jahrhunderte und besteht auch
heute noch in Nürnbergs Mauern als eine Art literarisch-poetisches
Kränzchen fort, als solches sich einer größeren Mitgliederzahl erfreuend,
denn je. Seine geistige Regsamkeit hat er erst jüngst wieder bewährt,
als er, die derzeit älteste literarische Gesellschaft Deutschlands, im vorigen
Jahre, am 16. Oktober 1894, sein 250jähriges Jubiläum feierte.
Das Bedürfnis, für die Aufführung der italienischen Opern ein
passendes Lokal zu besitzen, veranlaßte den Rat 1667 zur Erbauung
eines Opernhauses (auch Nachtkomödienhaus genannt) an der Stelle des
alten (inneren) Stadtgrabens bei St. Lorenz, das erst im Jahre 1888
zu dem jetzigen Stadttheater umgebaut wurde. Dramatische Vorstel—
lungen fanden nach wie vor meist im Fechthaus statt. Ein Symptom
der neueren Zeit ist auch die Eröffnung des ersten Kaffeehauses in
Nürnberg im Jahre 1696, durch einen Mann, Namens Stör, hinter
dem Rathause. GForts. folgt.)