Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Nürnberger Ratsherrn. Schlimmeres wiederfuhr im J. 1711 einem 
der sieben älteren Herren des Rats, Christoph Fürer, der anscheinend 
aus reinem Mutwillen auf dem Wege von Wolkersdorf nach Nürnberg 
von markgräflichen Husaren überfallen und unter sehr übler Behand— 
lung gefangen nach Gunzenhausen geführt wurde, wo ihn der Mark— 
graf erst nach einigen Wochen wieder in Freiheit setzen ließ. Was 
alles sich die Markgrafen in ihrer Mißachtung der Reichsstadt erlauben 
durften, zeigt auch die sonderbare Jagdgeschichte des bayreuthischen 
Markgrafen Georg Wilhelm (1712 -51726). Um den Nürnbergern 
sein Jagdrecht so recht „ad oculos zu demonstrieren,“ kam er einst in 
der Nacht vom 26. bis 27. Juli 1717 mit einer kleinen Truppe von 
400 Soldaten vor die Schanzen der Stadt, überrumpelte die wenigen 
dort Posten stehenden Stadtsoldaten und ließ sodann eine Menge in 
Säcken mitgebrachter Hasen los, auf die er nun mit seinen Kavalieren 
aach Herzenslust bis an die Thore von Nürnberg Jagd machte. Der 
Rat mußte sich dergleichen Späße gefallen lassen, wenn ihm auch 
hinterher auf seine Beschwerden der Kaiser Recht gab und den Mark— 
grafen zum Ersatz des an den Feldern verübten Schadens und zu einer 
Strafe für den begangenen Friedensbruch verurteilte. Ob diesem 
Kaiserlichen Allerhöchsten Pönalmandat aber Folge geleistet wurde? 
Die Unruhen des spanischen Erbfolgekriegs nötigten auch den 
Nürnberger Rat, auf die Wahrung seines Gebiets bedacht zu sein. 
Im Jahre 1702 wurde die Bürgerwehr neu organisiert und zur Be— 
setzung der Ämter verwendet. Da der Reichskrieg gegen Frankreich 
und seine Verbündeten, namentlich den Kurfürsten Max Emanuel von 
Bayern beschlossen wurde, stellte auch Nürnberg sein Kontingent zu 
den fränkischen Kreistruppen und half die bayerische Festung Rotenberg') 
belagern, die sich denn auch nach einer 23 Wochen lang mit größter 
Tapferkeit fortgeführten Verteidigung am 18. September 1703 ergab 
und bis auf den Grund geschleift wurde. Der Kaiser schenkte den 
Rotenberg und auch den Hartenstein samt allen Zugehörungen an 
Nürnberg, das diesen Besitz jedoch schon 1715 wieder herausgeben 
mußte. Der Rotenberg wurde im Jahre 1740 neu befestigt, und zwar 
so staxk, daß die Oesterreicher im Jahre 1744 die Veste vergebens zu 
erobern versuchten. 
In dem österreichischen Erbfolgekriege (1740—1748) wurde das 
Nürnbergische Gebiet überhaupt wieder von vielen Truppendurchzügen, 
Franzosen, Oesterreichern, Reichs- und Kreistruppen, Russen u. s. w. 
5 Der Rotenberg war, nachdem er bereits im dreißigjährigen Kriege zu— 
sammen mit der Oberpfalz unter kurbayerische Lehnshoheit gekommen und von einer 
bayerischen Garnison beseßzt gewesen waär (vgl. S. 987), im Jahre 1668, endgültig 
erst. 1600 von den Ganerben der Herrschaft an Kurbayern verkauft worden.
	        
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