Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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schichte aus nicht recht ersichtlichen Gründen Alcibiades genannt, nicht 
wenig zu der gegenseitigen Verstimmung bei. Der einzige Sohn des 
Markgrafen Kasimir, im Jahre 1522 geboren, stand er damals noch 
unter der Vormundschaft seines Oheims Georg, kümmerte sich aber 
nicht viel um die Lehren der Hofmeister, welche man ihm zuteilte, 
sondern gab sich mit seinen Gesellen, sittenlosen, adeligen Junkern, einem 
wüsten Leben hin, das nur in Zechen, Reiten und Jagen bestand. 
Dabei geschah es nicht selten, daß er in die nahen Wildbahnen der 
Nürnberger hinüberstürmte und sich hier allerlei Willkürlichkeiten und 
Rechtsverletzungen erlaubte. Doch war es ein anderer Fall, der leicht 
einen wirklichen Krieg im Gefolge gehabt hätte. Im Jahre 1538 
nämlich entschloß sich der Nürnberger Rat zu einem sehr kostspieligen 
Bau an der Reichsburg, um diese nach moderner italienischer Manier 
zu befestigen. So entstand jene gewaltige, durch tiefer liegende, in 
einem sehr spitzen Winkel auslaufende flankierende Wehren noch verstärkte 
„Bastei hinter der Veste,“ die neben den zum Schutze der beiden 
Thore, des Vestner- und Tiergärtnerthors, angelegten (jedoch erst 1548 
erbauten) Bastionen in ihrer energischen Profilierung mit dem schönen 
soliden Mauerwerk einen Hauptreiz der noch jetzt bestehenden Stadt— 
umwallung bildet. Baumeister war ein Italiener, Signor Antonio 
Fazuni, der Malteser genannt, aus Sizilien. Der Grundstein zu dem 
Bau wurde am 183. September 15338 gelegt, aber erst im Jahre 1544 
war alles vollendet. Dieser Bau erregte nun gleich im Anfang den 
Zorn und die Unzufriedenheit des Markgrafen Georg aufs höchste. 
In Nürnberg lief ein bedrohliches Schreiben von ihm ein, worin er 
erklärte, daß der Bau eine neue Verletzung seiner Landeshoheit sei, 
die er durchaus bis an die Mauern der Stadt respektiert wissen wollte. 
Da nun der Rat keineswegs gewillt war, den Bau einzustellen, im 
Gegenteil ihn nur desto mehr zu beschleunigen fortfuhr, begann der 
Brandenburger den Nürnbergern allerhand Ungelegenheiten und „un⸗ 
nachbarliche Händel“ zu erwecken. Seine Leute versuchten die Nürn⸗— 
berger bei ihren Arbeiten zu stören, indem sie ihnen des Nachts die 
Seile an den Flaschenzügen durchschnitten, so daß sich der Rat ge— 
nötigt sah, den Bau durch einen starken Zaun und Aufstellung einer 
Wache zu schützen. Doch noch mehr. Nürnberger Unterthanen wurden 
um angeblicher Jagdfrevel willen gefangen gesetzt und gepeinigt, den 
Vogelstellern ihre Netze weggenommen, die Bürger selbst in der Aus— 
übung des kleinen Waidwerks gehindert, indem man sie ihrer Jagd⸗ 
geräte beraubte. Auch kam es öfters vor, daß Nürnberger Kaufleuten 
ihr Gut mit Beschlag belegt und ihre Fuhrleute wohl gar in Ketten 
und Eisen geschlagen wurden. Demgegenüber begann nun auch die
	        
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