Full text: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

ur 
— 799 — 
bem Kurfürsten von Sachsen und seinen „Zugewandten,“ deren Namen 
einzeln aufgezählt werden, daß er Niemanden von ihnen in Religions— 
sachen durch den Fiskal, das Kammergericht ober ein anderes Gericht 
belangen und deshalb schwebende Prozesse sistieren werde. Dafür 
sagten die Protestanten dem Kaiser — Philipp von Hessen, 
der vergebens die Ausdehnung des Friedens auch auf künftige 
Anhänger des Evangeliums ausgedehnt wissen wollte, erst nach 
längerem Zögern — allen schuldigen Gehorsam, namentlich in Bezug 
auf die Türkenhülfe zu. In diesem Punkte ging wieder Nürnberg 
allen anderen Reichsständen voran. Schon als eine Einigung über 
den Religionsfrieden noch in weiter Ferne stand, war es entschlossen, 
dem Kaiser die Hülfe wider den Türken unter keinen Umständen 
zu versagen. Bereits am 28. Juni wurden zwei Fähnlein Lands⸗ 
knechte, 800 Mann, darunter 200 Mann mit Handrohren und 50 
mit halben Haken (Hakenbüchsen) abgefertigt. Es war ein doppeltes 
Kontingent, das Nürnberg so dem „Kaiser und der Christenheit zu 
Ehren“ ins Feld stellte. Außerdem ließ es 15 Stück Geschütz, Pulver 
und allerlei Kriegsvorrat dem Heere zukommen und mit einigen Nach— 
barn zusammen 106 Reiter anwerben. Wohl verdiente die Stadt um 
ihrer Friedensliebe und ihres Opfermutes willen den Ruhm, daß der 
erste Religionsfriede in Deutschland nach ihr benannt wurde. 
Die Türkennot war bald vorüber, da der türkische Sultan, der be— 
rühmte Soliman — Suleiman — einen offenen Kampf mit der Hauptmacht 
des christlichen Kaisers scheute. Dieser erhielt also nun wieder freie 
Hand gegen die Protestanten. Allein er machte keinen Gebrauch davon. 
Dafür suchte er in Italien den Papst Clemens VII. persönlich zur 
Ausschreibung eines Concils zu bewegen. Da jedoch der Papst einem 
solchen ebensowenig hold war, wie die Mehrzahl der evangelischen 
Stände, so wurde kein rechter Ernst aus der Sache. 
Als Karl 1533 wieder nach Spanien zurückgekehrt war, standen 
die Dinge für die Protestanten so günstig wie nur möglich. Aller— 
dings wurden sie trotz dem Versprechen und sogar den strikten Befehlen 
des Kaisers fortgesetzt von dem Kammergericht belästigt, welches die 
Prozesse, die von den Geistlichen wegen Entziehung ihrer Rechte an— 
gestrengt waren, nicht als Religionssachen angesehen wissen wollte. 
Aber die Auflösung des schwäbischen Bundes (Ende 1533) und die 
durch den Landgrafen Philipp mit Waffengewalt durchgesetzte Zurück— 
führung des Herzogs Ulrich von Württemberg (Mai 1534), der 
während seiner langen Verbannung ein Anhänger der evangelischen 
Lehre geworden war, bedeuteten eine starke Schädigung der Habs— 
burgischen Macht und damit einen neuen großen Erfolg der Protestanten. 
Fortsetz. folgt.)
	        
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