Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Zu den bemerkenswertesten Folgen der Einführung der Refor— 
mation gehörte die Errichtung einer höheren Schule in Nürnberg. Im 
Anfange der zwanziger Jahre war es mit dem Schulwesen der Stadt 
ganz bedeutend zurückgegangen. Offenbar trugen daran wie anderswo 
so auch hier die religibsen Bewegungen die Hauptschuld, die eine von 
allen deutschen Humanisten tief beklagte Interesselosigkeit gegen die 
gelehrten Studien zur Folge hatten. Dazu kam, daß die veränderte 
und materiell beeinträchtigte Lage des um seine reichen Pfründen 
gebrachten geistlichen Standes viele Eltern veranlaßte, ihre Kinder bei 
Zeiten aus der Schule zu nehmen und sie lieber zu einem Gewerbe 
unzuhalten. Infolge der daraus entstandenen Verödung der Schulen 
vermehrten sich die nie ganz verstummenden Klagen der „Schulmeister“ 
zusehends und der Rat sah sich genötigt, im Jahr 1528 ihre Besol— 
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wenigstens „ein jeder Schulmeister über sein Ausgab außerhalb der 
Kirchenzufäll 50 Gulden gewißlich hab.“ 2) Diesen Übelständen suchten 
nun aber auch die Reformatoren energisch entgegenzutreten. Luther 
erließ (1524) sein berühmtes Sendschreiben an alle „Bürgermeister 
und Ratsherren der Städte in deutschen Landen,“ worin er die Städte— 
obrigkeiten allerorten zur Gründung von Schulen aufforderte und er 
wie Melanchthon, der „praeceptor Germaniaeé“, arbeiteten bei sich 
daheim in Sachsen fleißig in diesem Sinne. Ihre Ideen fanden einen 
lebendigen Anklang im Nürnberger Rate, zumal bei den ideal und 
religiös gesinnten Männern, denen die Durchführung des neuen Kirchen— 
wesens in Nürnberg in erster Linie zu verdanken ist, vor allem bei 
Spengler und dem frommen und gelehrten Hieronymus Paumgärtner, 
(geboren 1498), der freilich erst 1325 in den Rat kam. Es wurde 
der Beschluß gefaßt, eine neue Schule zu gründen, eine höhere huma— 
nistische Bildungsanstalt für gereiftere Jünglinge, die die Grammatik 
bereits in einer der Trivialschulen erlernt hatten und sich nun durch 
die Beschäftigung mit den freien Künsten und Wissenschaften weiter⸗ 
bilden oder auf das Studium einer Hochschule vorbereiten wollten. 
Für die Gründung und Leitung dieser Schule glaubte man keinen 
geeigneteren Mann finden zu können, als den berühmten Philipp 
Melanchthon, den Freund Luthers, einen der gelehrtesten Männer seiner 
Zeit. Hieronymus Paumgärtner, der Melanchthon von seiner Studien⸗ 
zeit in Wittenberg sehr genau kannte, erhielt daher vom Rate den 
Auftrag, ihn unter sehr ehrenvollen Bedingungen zur Übernahme dieser 
Aufgabe einzuladen. Melanchthon aber schrieb, daß inen Kur⸗ 
fürsten ehrlicher Weise nicht verlassen könnte. Dagegen erklärte er 
MNyIm Jahre 1527 wurden die Lehrer von neuem verbessert.
	        
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