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worfen sein sollte. Außerdem übergiebt er dem Kloster die Kapelle in
Altenfurth mit allen ihren Zugehörungen, den Gottesdienst in ihr zu be⸗
sorgen, ein Recht, das früher das Schottenkloster von St. Agydien besessen
hatte. Hatte dieses versäumt, sich um die königliche Gnade zu bewerben?
Die Zustände in Deutschland waren inzwischen so trostlos ge⸗
worden, Willkür und Gesetzlosigkeit hatten so zugenommen, daß die
deutsche Königskrone als eine Dornenkrone erschien, die kein Fürst
mehr auf sein Haupt drücken wollte. Zwar den Böhmenkbnig Ottokar,
der in dieser Zeit zu seinem Stammlande Böhmen noch einen großen
Teil der jetzigen österreichischen Länder erworben hatte, gelüstete es
wohl, der höchsten Würde im deutschen Reiche teilhaftig zu werden,
aber da er bei den Kurfürsten, auf die schon damals das Recht, den
deutschen König zu wählen, übergegangen war, nicht die uötigen Sym—
vpathieen fand, sah er schließlich ein, daß es für ihn und den Ausbau
reiner besonderen Machtstellung zweckmäßiger sei, wenn ein Scheinkönig
sein Haupt mit der bedeutungslos gewordenen Krone schmückte. Die
Kurfürsten, die keinen mächtigen Koönig wollten, kamen endlich dazu
und die Geistlichen gingen mit dem unwürdigen Beispiel voran —
die Krone an den Fürsten zu vergeben, der am meisten gewillt und
im Stande war, ihre Habgier zu befriedigen. Es brauchten ja auch
keine deutschen Fürsten zu sein, wenn sie nur Geld und Güter gaben.
So wurde dem deutschen Reiche das traurige Geschick zu Teil, daß
zwei ausländische Fürsten, die ihre Eitelkeit zur Bewerbung um die
deutsche Königskrone trieb, der spanische König Alfons von Castilien
und der Engländer Richard von Cornwallis von zwei hadernden Par⸗
teien zu deutschen Königen gewählt wurden, von denen jener überhaupt
nicht nach Deutschland kam, dieser nur einige Male mit Schätzen be—
laden, den Rhein herauffuhr, um den Fürsten, die ihn gewählt hatten,
ihren Lohn zu zahlen.
In die Zeit des Interregnums fällt auch der tragische Ausgang
des hohenstaufischen Hauses. Im Herbst 1267 trat der junge Konradin,
der Sohn Konrads IV. seinen verhängnisvollen Zug nach Italien an,
um Karl von Anjou, den der Papst das Königreich Sicilien und
Neapel verliehen hatte, zu entthronen und sein väterliches Erbe wieder
an sich zu bringen. Der Zug mißlang nach anfänglichen Erfolgen
vollständig. In der Schlacht bei Tagliacozzo in Unteritalien wurde
Konradins Heer geschlagen, er selbst gefangen genommen und am 29. Ok⸗
tober 1268, kaum 17 Jahre alt, zu Neapel durch das Beil des Henkers
hingerichtet. Mit ihm erlosch das ruhmvolle Geschlecht der Hohenstaufen.
Eigentümlich und nicht ganz aufgeklärt ist die Stellung, die
Nürnberg zu diesem letzten Sprößling des hohenstaufischen Kaiser⸗